Rhein-Zeitung
Montag, 12.10.2009 Bilder einer
Welt des Fantastischen Lieselotte
Sauer-Kaulbach Marlies und
Georg Grimm-Eifert stellen im Neuwieder Kreishaus aus - "Hommage à
Picasso" KREIS
NEUWIED. Fantasieren. Was für manchen nutzlose Zeitverschwendung sein
mag, ist
für Marlies und Georg Grimm-Eifert seit mehr als 30 Jahren ein
wichtiger Inhalt
des seit 1978 gemeinsam verbrachten Lebens. Ohne dieses Fantasieren
wäre auch
schöpferisches Produzieren nicht möglich, nicht das Zeichnen und Malen
bei ihm,
nicht das Schreiben bei ihr. Oder auch das Fotografieren bei ihr und
das
Schreiben bei ihm. Die Ausstellung in der Reihe "Kunst im Kreishaus"
konzentriert sich jetzt auf die bildnerische Arbeit des kreativen
Paares. Beide
Partner feiern in diesem Jahr einen runden Geburtstag; Georg den 80.,
Marlies
den 70. "Hommage
à Picasso" - der Titel deutet an, in wessen Fußstapfen sich Georg
Grimm-Eifert
sieht. Den in Hamburg geborenen Sohn eines Bildhauers, der an der Elbe
und in
München Kunstgeschichte und Philosophie studierte, in seiner
Heimatstadt aber
auch die Kunsthochschule besuchte, verbindet mit Picasso vor allem die
Liebe zu
seinen wichtigsten Motiven, zu Menschen, Masken und Tieren. Motive, die
in
seinen Mischtechnikbildern allerdings gar nicht unbedingt zu trennen
sind - und
damit landet man wieder beim "Fantasieren". Denn stärker als
irgendwelche kubistischen Elemente, spielt in diesen Arbeiten
Fantastisches und
Surreales mit hinein, gleichbedeutend mit der traumhaften Verschmelzung
unterschiedlichster Bereiche. Und so
entziehen sich denn die meist in gedämpften, gebrochenen Farben
gemalten
Gestalten und Gesichter Grimm-Eiferts, dessen Arbeiten den Löwenanteil
der
Ausstellung ausmachen, der Zuordnung zu einem bestimmten Bereich. Sie
sind oft
weder Mensch noch Tier noch Pflanze, sondern tragen Züge von allem in
sich. Wesen,
die sich der eindeutigen Definition verweigern, so, wie sie es auch in
den
kalligrafisch anmutenden Zeichnungen des Künstlers tun, die nicht ganz
zufällig
an einen gewissen Einfluss von Horst Janssen denken lassen. Der war es
schließlich, der den jungen Grimm-Eifert dazu anregte, sich an der
Kunsthochschule in Hamburg zu bewerben und mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal
ähneln seine(1)Wesen gar Türmen oder Säulen, die sich gespenstergleich
in einer
Landschaft erheben, die ihrerseits das Potenzial zum Reich der Träume,
weit
entfernt von der Realität und trotzdem mit ihr verbunden, besitzt. Dass
sich
unter den seltsam fließenden Gestalten dieses Traumreichs auch
teufelsähnliche
Figuren finden, und dies sogar mehrfach, überrascht kaum. Tatsächlich
fungiert
der Teufel in dieser Ausstellung gar als Bindeglied zwischen den beiden
Grimm-Eiferts,
taucht er doch auch in den von extremen, fantastischen
Hell-dunkel-Kontrasten
geprägten Colour-Prints von Marlies Grimm-Eifert auf. Der Teufel, der
sich
nicht nur bei Goethe als fähig erweist, in vielerlei Gestalt
aufzutreten. Eines
der Lieblingsbücher Pablo Picassos war übrigens der 1923 erschienene,
skandalträchtige Roman von Raymond Radiguet, "Le diable au corps",
"Der Teufel im Leib". (1)
und ihre Die
Ausstellung im Kreishaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 9, ist bis zum 20.
November
zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr, dienstags
und
donnerstags auch von 14 bis 16 Uhr. |