Gespräch zur Ausstellung Hommage à Picasso am 8.10.09                                                                

 
1. Was hat es mit dem Titel auf sich ‚Hommage à Picasso – d.h. Widmung für oder eher Wahlverwandschaft mit P.

Georg: Huldigung ist ein Versuch, das Wort Hommage zu übersetzen. Wir meinen, dass wir den Hut ziehen müssen vor einem Maler, der von achtzig bis zweiundneunzig eifrig weitergemalt hat. Nun ja, er hatte kräftige Unterstützung und wirkliche Hilfe.  Wir selbst können Herrn Willscheid dankbar sein : Er hat uns beraten bei der Hängung und überhaupt die ganze Hängung übernommen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Herr Willscheid und die Kreisverwaltung sind sehr bemüht durch besondere Ausstellungen, das kulturelle Leben in unserer Umgebung zu fördern.  Wir hoffen, mit unseren Arbeiten einen Beitrag zur Vielseitkeit der Angebote geliefert zu haben.

Was ich an P. gut finde: Er ließ sich nicht festlegen weder im Malstil noch im Gebrauch von Materialien.  Schön im überlieferten Sinn waren seine Arbeiten meistens nicht.   Darauf kommt es uns auch nicht an.

Gemeinsam ist uns seine Vorliebe für Masken und Tiere.

Er war Tierliebhaber. Er selbst besaß eine Eule und hat Eulen verschiedentlich dargestellt. Außerdem Vögel, Katzen, Pferde und Stiere. Metamorphosen von Pflanzen und Tieren (Vögel, Katzen…) gibt es auch bei mir

2. Änderungen, Umbrüche So kennt man Georg Grimm-Eifert als Maler wie als Zeichner- es ist nicht ein ein Stil, nicht die gleiche Herangehensweise, nicht die gleiche Farbigkeit, der gleiche Strich, sondern eben eine große Mannigfaltigkeit, auch in der Thematik. Schon deshalb ist der Bezug auf P. nicht zufällig- dessen grandiose stilistische, technische, thematische Vielfalt ja der Grund war, ihn nicht einer bestimmten Richtung der Moderne, etwa dem Kubismus, zuzuordnen, sondern als Jahrhundertmaler zu begreifen.  Auch was wir hier von Ihnen sehen, ist etwas Neues- was ist das Digitalmalerei?

Marlies: Digitalmalerei: d.h. die Grafiken sind zum großen Teil malerisch, d.h. Es gibt Farbabstufungen, Gegenständliches verschwindet ohne deutliche Abgrenzung im Hintergrund. Beispiel: Wurzelfrau. Angestrebt wird von mir nicht die gestochen scharfe Wiedergabe.

 

3. Ich suche nicht, ich finde- sagt P. und wir denken an die Trouvaille-Kunst, an ‚object trouvée bei Marcel Duchamp oder eben von Picasso- der Tierschädel aus einem alten Fahrradsattel… Was finden Sie, Frau Eifert? Und was machen Sie daraus?

Marlies: Hier habe ich z. B. einen Gegenstand, der – ich bin nicht so ganz sicher- als Flugsimulator auf dem PC gedacht war. Er hat ausgedient. Den habe ich fotografiert und mit allen möglichen Malprogrammen bearbeitet. Er nimmt eine andere Farbe an oder das Dunkle wird hell oder umgekehrt. Dann verändere ich Teile, den Mund zum Beispiel oder die Augen.

Was dann heraus kommt, ist nicht geplant. Eigentlich eine neues Fundstück. Sie kennen es alle von der Einladung her. (Ein menschliches Gesicht aus der Familie der kleinen grünen Männchen im All, es erinnert an s.f.)

 

 

4. Finden- hat auch mit der Lust am Experimentieren zu tun: verschiedene Motive entdecken und durch Kombination  etwas Neues schaffen, eine neue Verbindung, etwas wie die Natur aus zwei chemischen Elementen etwas Drittes macht – ein auch ästhetisch neues Phänomen. Was übrigens an die klassische Definition von ‚Witz‘ erinnert.

Marlies: Ja, bei der Lust am Experimentieren kann ich mich auf Picasso berufen. P. beschäftigte sich beispielsweise mit Kupferplatten. Er präparierte die Platten mit der gleichen Begeisterung, mit der er ein Bild malen würde.

Was hätte Picasso mit den Möglichkeiten des PC’s gemacht???Schade, dass der noch nicht erfunden war…

Zum Stichwort ‚aus Kombination etwas Neues schaffen‘ : Bei der Illustration zu Faust bei Thomas Mann habe ich ein Urlaubphoto mit einem Fundstück aus einem alten Buch kombiniert.

Georg: …durch Kombination Neues schaffen, das gilt auch für meine Bildkompositionen. Meine Bilder sind zum Teil Metamorphosen. Aus Pflanzen werden Tiere und umgekehrt, Häuser bekommen den Charakter von Lebewesen.

 

 

5.Das Finden hat auch etwas mit Wiederfinden zu tun. Bei Picasso bedeutet Perioden-Wechsel , Themenwechsel, neue Technik auch Paradigmenwechsel : das Entdecken, sich Anverwandeln neuer alter Meister.  So, als er auf einmal auf klassische, auch archaische Figuren und Vorbilder zurückgriff – oder auf Rubens, Rembrandt, Frans Hals; oder auf das zeitnahe, aber sehr wenig geschätzte Spätwerk von Renoir mit seinen Kontur-und Volumen-betonten, gar nicht mehr lieblichen Mädchen. – Es ist ein Ausbrechen aus dem gerade erst Anerkannten, ein Bruch auch mit der Avantgarde oder mit dem Zeitgeschmack.

Wie halten Sie es, Georg Grimm-Eifert , mit alten Vorbildern, werden Sie auch ‚fündig‘?

Georg: Ich fange mit einem relativ jungen Vorbild an. Horst Janssen ist nur ein halbes Jahr älter als ich. Er war Vorbild und Förderer. Wir gingen beide auf Archimboldi zurück.

 

Marlies: wir haben eine Unmenge von Kunstbänden aus allen Jahrhunderten, in denen häufig geblättert wird.

 

6. Wann sind ihre Bilder fertig?

Georg: Das ist unterschiedlich. Einige bleiben so wie sie am Tag ihres Entstehens gestaltet wurden. Andere werden nach Jahren wieder bearbeitet. Dazu eine Anekdote. Ein Maler hat ein Bild an ein Museum verkauft, aber er entdeckt Stellen, die ihm nicht gefallen.  Mit Pinsel,Terpentinöl , Farbtuben etc. in der Jackentasche geht er zu dem Bild im Museum, passt auf, wann der Museumswärter weiter weg ist und macht schnell seine Veränderung.

Zum Warencharakter- den haben unsere Bilder nicht. Sie entstehen nicht in erster Linie, um verkauft zu werden.

 

Marlies: Auch bei mir entstehen  Grafiken, die nicht mehr verändert werden. Aber häufig gibt es Varianten von Bildern, die z. T. Jahre zurückliegen. Ein Beispiel ist die ‚Wurzelfrau‘. Die Wurzel ohne Gesicht hatte ich schon in meinem Heft ‚narrative Rundungen‘ veröffentlicht.

Die Zwischenergebnisse bleiben gespeichert. Auch von ihnen kann ich bei späteren Versuchen wieder ausgehen. Im Prinzip geht nichts verloren, vorausgesetzt, die Dateien sind ordentlich gesichert.

 

7. Was bedeutet es für Sie, zusammen auszustellen?  Haben Sie, wie schon die beiden Abbildungen auf den Einladungen nahelegen, aufeinander zugearbeitet?

Vor gut dreißig Jahren waren wir ganz unterschiedlich in unserm Malstil. Jetzt haben wir uns angenähert.  So können wir auch zusammen ausstellen. Übrigens:  Wir kritisieren uns gegenseitig. Das bedeutet ja auch Annäherung.

Wir gehen nicht auf ein bestimmtes Ziel hinaus, sondern pfeifen in den Wald hinein wie die Nymphe Syrinx, die wir gleich auf der Querflöte hören.