Rezensionsentwurf zu
'Deus Ex
Machina'
Georg Grimm-Eifert
Die erste Assoziation bei dem
Wort science
fiction ist traditionell eine Vorstellung von phantastischen
Verwandlungen
technischer Möglichkeiten. Aber in dieser Anthologie stoßen
wir auf philosphische Überlegungen, auf satirisches Anpieksen und
überhaupt auf unterschiedlichste Aspekte. Mit- und Nachdenken wird
gefordert in einem Maß, wie man es zunächst in diesem Genre
nicht vermutet. Man kann sich hier kaum an geläufige
Handlungsmutster
halten, muss sich viel mehr mit zum Teil unvertrauten Denkformen
bekannt
machen.
In mehr als einer Geschichte werden
Gegenwartsprobleme
in die Zukunft geschaufelt und dabei mit kritischer und
satirischer
Gabel aufgespiest. Ein Beispiel: Die Story eines der beiden Herausgeber
Dieter Schmitt, die mit leichter Hand komplexe Sachverhalte
gegenwärtiger
Wirtschafts- und Sozialprobleme zur Sprache bringt. Der Handlungsfaden
seiner Erzählung stellt eine schaurig schöne Klimax in
Aussicht,
das Blatt wendet sich aber zur bissig bösen Satire.
Eine sehr verfeinerte und
fassettenreiche
Darstellung findet der Leser hier, wenn er sie mit dem vergleicht, was
in TV unter 'sf' läuft.
Es sei erlaubt, aus Gelanterie bei
zwei
Autorinnen, die ja in der Minderheit, anzutippen.
Da finden wir eine Schreiberin,
nicht
ganz zwanzig, mit Humor und Ironie, die man diesem Alter kaum zutraut.
Eine andere Autorin, anderthalb Generationen älter, hat eine
Erzählung
aus ihren jungen Jahren bearbeitet. Eine drückende
Atmosphäre,
von der man sagen muss, dass sie der heutigen Wirklichkeit leider
näher
ist als einem recht sein könnte.
Auf keinen Fall darf die
Herausgebertätigkeit
vergessen werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich von deren
Mühen.
Wie lange hat man mit einem Autor diskutiert, damit er seine
Erzählung
um ein Etwas kürzt. Schließlich wird sie dann des Autors
beste
Erzählung.
Mit den Satz: "Was für ein
Scheißjob"
beendet Dieter Schmidt seinen Beitrag zur Anthologie. Damit ist
natürlich
nicht das Zusammenstellen dieser Anthologie gemeint, um die die
Herausgeber
nur zu beneiden sind.
In vielfältiger Weise ist
der andere
Herausgeber Armin Rößler aktiv. Seine Phantasieerfindung von
Außerirdischen erweist sich von den Bildern und der Handlung her
als besonders einprägsam.
Es geht nicht um faszinierend
unheimliche
Achtbeiner oder andere Unholde von einigermaßen großartigem
Zuschnitt, sondern um etwas verschrumpelte Wesen, die ein dösiges
Glücksgefühl zu schätzen wissen. Das in der
Religionspsychologie
eingehend beschriebene 'Mysterium tremendum' stellt der Autor in
Bildern
und spannenden Handlungsabläufen so plastisch dar, dass man
glaubt,
es selbst zu erfahren.
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