Rezension zu Norbert Sternmut: ‚Triebwerk‘ Edition Thaleia St. Ingbert 2004 Georg Grimm-Eifert In einem vorherigen Lyrik- Band
‚Rätsel der Unendlichkeit‘ waren die Themen der Gedichte bis zu
einem gewissen Grad durch die Kombination mit Grafiken
vorgegeben. In „Triebwerk“ wählt der Autor sie selbst. Es geht um
reimlose Verse in freien Rhythmen mit kunstvollen Versverschleifungen.
Bereits das Cover in seiner weitgehend abstrahierten Gestaltung deutet auf komplexe Gestaltungsformen hin. Es hat einen expressiven Charakter im orange- rot- grün- Komplementär- Gegensatz. Damit deutet es auf eine partiell erkennbare Verwurzelung der Verse in der expressionistischen Lyrik Es begegnen einem aber auch Bilder wie: „ ...plötzlich, die Regentropfen im Wind, sie trommeln unser Lied wild...“ (S.11) Deren Wurzeln würde man eher in einer vor expressionistischen Zeit sehen. Für den, der sich einzulesen versteht, öffnet sich ein breit gefächertes Bild der Emotionen und Empfindungen. Die LeserInnen werden mitgenommen von einem drängenden Rhythmus wie beispielsweise in den zitierten Zeilen. Gelegentlich vergegenwärtigt der Ton des Gedichts aber auch ein Abfallen. „Nacht für Nacht, wenn es Gedächtnis wird, was uns trieb, wenn es endlich ganz versandet...“(S.78) Treibende Kräfte und melancholische Grundstimmung sind aneinander gebunden. Der Mensch wird als Sisyphus gesehen. Sisyphus im Sinn des Absurden: „Hören wir den absurden Sturm nennen deinen Namen Eros.“(S.25) Eros ist eine treibende Kraft zur Verbindung. Aber diese Bemühungen schließen immer wieder die Erfahrung der Vergeblichkeit ein. Als Sinnbild der Vergänglichkeit wird die Muschel nach herkömmlicher Weise gedeutet. Die Vergeblichkeit wird auch direkt angesprochen. „Die Worte der Aufregung finster im Gedächtnis: bald weiß keiner, wie ihm geschah, rostet der Grund...“(S.27) Diese Zeilen aus dem Gedicht mit der Überschrift ‚Rosenrost‘ weisen darüber hinaus auf die Verbindung von Gegensätzlichem hin. Gelegentlich bemerkt man eine heitere Assoziation wie „Die Welle, die sich leichter bricht im Sog der Sorglosigkeit...“(S. 41) Am Ende der Gedichtsammlung heißt es “...zum Abschluß tauchen wir in einen hellen Tunnel...“(S.102) Dies soll gewiß bedeuten, dass trotz aller Widersprüche und Schwierigkeiten eine Helligkeit in der immer wieder umschriebenen Kommunikation dominiert. |