Buchrezension
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von  Marlies Eifert

Rüdiger Neukäter
Leben und Leben lassen

Wiesenburg Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 3937101330


neukaeter

„Der Horror der Endlichkeit hat einen in den Klauen.“ So könnte man die Situation des Schreibenden umschreiben. Die unmittelbare Daseinsvorsorge drückt nicht mehr, dafür zeigen sich gesundheitliche Unannehmlichkeiten, und der Glaube an die eigene Unsterblichkeit geht, wie es der Autor selbst ausdrückt, „flöten.“ Was tut man(Mann) als Ruheständler, wenn der Wecker nicht mehr regelmäßig morgens zur vorgeschriebenen Arbeit ruft?

Man reist um die Welt und macht sich Gedanken über sich und die Welt! Und es lohnt sich- wie die vorliegenden 29 Geschichten zeigen- dies alles -aus wechselnden Perspektiven- auf zu schreiben, und zwar mit satirischem, meist allerdings mit dem ‚Leben und Leben- Lassen'- Blick.

Zwei Beispiele: Sri – Lanka ist noch nicht von einer Flutwelle über spült, nichts ist von dem Grauen, das Ende Dezember 2004 herein brach, spürbar. Ein netter junger Mann will dem reisenden Ehepaar einen kleinen Elefanten zeigen. Bei dem Weg zu dem Elefanten geht die Orientierung und der Glaube an die Gutwilligkeit des Führers verloren. Aber es gibt einen Ausweg.(Erzählung: ‚Der Elefantentrick‘)

Selten sind es die Denkmäler, die den Reisenden interessieren. Dafür ist die ständige Verbindung mit dem Rest der Welt mittels Handy unbedingtes Muss! Übrigens handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Handy, sondern um eines, das über ein Frühwarnsystem verfügt. So ist der Reisende vor Erdbeben und anrollenden Lawinen bzw. Flutwellen gesichert. Vorausgesetzt, der Empfang funktioniert...( Erzählung: ‚Funkstille‘)

Zuhause sind es oft die unspektakulären Vorgänge, die Bedeutung gewinnen: ‚Das Lächeln der Buchhändlersgehilfin‘(Titel einer Erzählung) zum Beispiel oder die Marmelade in ‚Erdbeermarmelade nie mehr‘.

Vom " Horror der Endlichkeit" ist die Rede  Endlichkeit wird immer dann besonders deutlich, wenn nahe Angehörige sterben. Im letzten Beitrag zeigt der Autor eindrucksvoll die persönliche Betroffenheit, wenn er vom Sterben des Vaters erzählt.

Den Leser erwartet eine Erzählsammlung, in der es gelingt, ohne gravitätische Zeigefingermentalität Hintergründiges sichtbar zu machen.




Copyright (C) 2004 by Marlies Eifert

Mit freundlicher Unterstützung von Detlef Hedderich und der Pressestelle des Wiesenburg Verlags.
Chefredaktion: Detlef Hedderich, Günther Lietz, Michael Drewniok, Alexander Haas, Wolfgang Wieser, Naima Bahssou