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Rhein-Lahn-Zeitung 12.7.02
Bad Ems


In der Literaturquelle liegt der Schlüssel zur Poesie
 

Zehn Schriftsteller trafen sich zum Gedankenaustausch über  das Thema "Schlüssel" in der Bad Emser Brunnenhalle BAD EMS.Alle Gäste der Literaturquelle des Staatsbades in der    Brunnenhalle  durften sowohl vom Heilwasser, als auch von der Quelle der Poesie kosten. Zehn  Autoren hatte Norbert Wittke geladen, ihre Prosatexte, Essays, Gedichte und  Kurzgeschichten vorzutragen. Aufgelockert wurde die Darbietung vom Bad Emser  Kurensemble. Der gelungene Nachmittag ist dem Autorenpärchen Marlies und  Georg Grimm-Eifert zu verdanken, welches die Idee für dieses Treffen hatte. 

Nach dem Vorwort zur Schlüsselanthologie von Georg Grimm-Eifert, vorgelesen
von seiner Frau, durften die Gäste ihren leiblichen Durst mit dem Wasser der
Quelle ihrer Wahl stillen, sei es nun mit dem Emser Kränchen oder dem Kessler
Brunnen, während die Kappelle einen Querschnitt aus "Phantom der Oper
spielte". Waldtraut Bäuerle-Rath schuf den Anschluss mit ihren Schlüssel- und
Schlussworten, in denen es um Schlüsselposition und Verantwortung von
Schlüsselträgern ging. Danach lud Bruno Hellwig besinnlich ins "Land der
Phantasie" ein, geschrieben von Jutta Döpfert. Conrad Miesen offenbarte seine
Gedanken über das Thema Labyrinth und Identität. Er wies auf den klugen Satz
von Max Frisch hin: "Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine
Geschichte, die er in seinem Leben verwirklicht." Außerdem las er aus seinem
Werk "Der Schlüssel zur Identität" über einen Herrn Jansen, der
erschreckenderweise seinem Doppelgänger begegnete und ihm Wohnung und
Arbeit überließ.

Nach einer musikalischen Liebeserklärung an Bad Ems behandelte das zweite
große Thema Erfahrungen. Waltraut Bäuerle Rath las über eine                   schlüsselschusselige Frau, die ihr kurzweiliges Ausgesperrtsein in der
Sommersonne genoss. Eine weniger gute Erfahrung beschrieb Ursula Birkenstein
in ihrem Gedicht "Gefangen", welches einen Menschen als "eingemauert im
eigenen Ich" beschreibt. Eine "Dunkel-Hell-Malerei" von Katja Groß folgte.

In das Wunder des Lesens, welches uns wie bei Zauberei den Schlüssel zu
anderen Welten bietet und dort sogar Freunde gewinnen lässt, weihte Liane Mandt
den Zuhörer ein. Bruno Hellwig las aus Helmut Krämers Werk "Gefundene
Schlüssel" und ein weiterer Auftritt von Katja Groß brachte mit ihrer schwäbischen
"Geschichtle" den Saal zum Lachen. Nach Adelheid Schmidt ("neues Heim")
bildete Peter Nold mit seiner göttlichen Erfahrung den Abschluss des
Themenblocks. "Einen Augenblick Herrlichkeit" durfte sein lyrisches Ich erleben,
während ein Herbstblatt, von der Sonne beleuchtet, durch den
hochwasserüberschwemmten Rhein trieb.

Zum Thema "Humor" trugen Helmut Krämer und Katja Groß in schwäbischen
Dialekt bei. Norbert Wittke bewegte die Gemüter mit "Doppelmord und Totschlag",
und Georg Grimm-Eiferts "Der eiserne Kasten" wurde von Bruno Hellwig
vorgetragen. Der dringend gesuchte "Kummerkasten" von Marlies Eifert brachte
den Besucher dann das letzte Mal zum Schmunzeln. 

Janika Menk