Alisha Bionda
Das Reich der Katzen
Edition Märchenmond Ueberreuter,Wien 2000
Man spürt deutlich ,wie die Kids-große und kleine-
den Atem anhalten, wenn die Katzengesellschaft, mit der sie bereits
seit einiger Zeit gebangt haben, nun, auf die Empfehlung eines
Baumschamanen im Totenreich, einen Gang betreten, der auf dem Friedhof
eines Klosters enden soll. Die Rattenarmee dicht auf den Fersen. Da
laufen sie nun hintereinander: Ben, der Anführer, an der Spitze,
sein Freund Rouven, der verletzte Kater, auf den alle Rücksicht
nehmen müssen, Corey, ein stolzer Siam, die hübsche
Schildplattkatze Twinky, Fleur, Onisha und Rocky.. Sie wissen: Da
müssen sie nun durch, denn der Rückweg ist ihnen
versperrt. ( Trotz allem, es gibt in dem dunklen Gang
auch Lichtblicke: Kater Ben zeigt sich blendend gelaunt, weil er
gerade ein Schäferstündchen mit Onisha hatte. Onisha , die
Lady der Gesellschaft, Ben , der Rowdy mit bernsteinfarbenen Augen.
Onisha pflegt sich ‘vornehm ‘auszudrücken., Was aber nicht
verhindert, daß sie schon mal ‘albern kichern' kann. Bei dem
besagten Schäferstündchen schnurrt sie wie eine
Nähmaschine! )
Autoritär wird die Katzengruppe nicht geführt, wenn auch alle
Ben als den Chef anerkennen. Innerhalb der Gruppe gibt es
vereinzelt engere Beziehungen, so zwischen den Protagonisten Fleur und
Onisha. , die nach anfänglichen Reibereien ein telepathisches Band
verbindet. Onisha hat eine Sonderrolle., was sich u. a. darin zeigt,
daß sie den lapis philosophorum , den Stein der Weisen, um den
Hals trägt. Halbwegs gegen ihren Willen, denn sie hat eigentlich
keinen Ehrgeiz. Nach und nach wachsen Fleur und Onisha in ihre Rolle
als Nachfolgerinnen der Katzengöttinnen Bastet und Sachmet hinein.
Durch Träume , Inschriften und Fresken in Gräbern
erhalten sie Hinweise auf den Weg in das Reich der Katzen,
irgendwo in Ägypten angesiedelt.. (Aber ebenso wie Brendan in ‘Der
Fürst der Finstenis' können sie ihr Ziel nicht ohne die
Hilfe ihrer(Katzen-) FreundeInnen erreichen.) Es gibt Feinde, Lavina
z.B., die alles tut, um das Ziel der beiden zu verhindern. Aber es gibt
auch , neben der Ben-Katzengruppe starke und wissende Freunde, so einer
der Mönche des Klosters, die in der Gestalt als schwarze Kater das
ewige Leben haben. Dieser Kater kennt, bedingt durch das lange ‘Leben'
die tieferen Zusammenhänge , die die Gruppe nach und nach
erfährt.
(Für die Luftaufklärung sorgen Krähen.)
Darüber, WIE Onisha und ihre Begleitung nun das Reich
der Katzen , erreichen, wie sie mit den vielen Abenteuern fertig
werden, soll nichts verraten werden!.
Möglich, daß der ein- oder andere jugendliche Leser sich nun
nach der Lektüre für die altägyptischen
Verhältnisse interessiert , daß er mehr wissen möchte
über die Katzengöttinnen oder über Osiris, den Gott der
Unterwelt.
In der ägyptischen Mythologie sind Mischwesen aus Mensch und Tier
keine Seltenheit- auch bei Onisha, Fleur und allen anderen weiß
man nicht, wo das Katzenwesen aufhört und der ‘Mensch'
anfängt. Bekanntlich sind Katzen keine Rudeltiere . Auch in der
Ben- Gruppe haben sich Individuen zusammengefunden. Die eigene
Katzenpersönlichkeit aufzugeben ist nicht angesagt. Aber man kommt
miteinander aus, verliert das Ziel nicht aus den Augen, nimmt sogar auf
Verletzte Rücksicht, akzeptiert die Andersartigkeit der anderen.
Ein Modell auch für menschliche Gemeinschaften?
So erfährt der Jugendliche das ein- oder andere Wesentliche
über Katzen und Menschen ganz nebenbei.
Und das alles passiert, ohne daß er sich beim Lesen auch nur eine
Sekunde langweilt.
Marlies Eifert
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