- AUSBLICK IM SEXTETT -
Anthologie


Autoren:    Marlies Eifert
Rainer J. Hocher
Barbara Jung
Jean-Claude Rubin
Ilona Mayer
Georg Grimm-Eifert

ISBN:            3-937536-85-x
Einband:        Paperback
Verlag:        U Books
Seiten:        345 Seiten
Umfang:        12x18cm
Preis:             17.90 Euro [D]


Klappen-Text:

„Sechs Autoren halten Ausschau: träumerisch, kritisch, provokativ, nachdenklich - manchmal alles in einem. Sie halten Rückschau, Vorschau, Umschau und sind das Abenteuer eingegangen, ihre Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen zu vernetzen.“


Rezension:

Timo Bader

Das gelungene Cover der Anthologie, das in auffallend dunklen Farben gehalten ist, lässt auf den ersten Blick vermuten, dass es in den Geschichten der Anthologie mit dem Titel AUSBLICK IM SEXTETT um eher düstere Motive geht.

Dem ist aber nicht so, soviel darf schon einmal im Vorfeld gesagt werden.

Die behandelten Themen und Genres könnten unterschiedlicher gar nicht sein - genau wie die Autoren! Es treffen sechs begabte Künstler aufeinander und jeder bietet dem Leser einen kurzen Einblick in seinen ganz eigenen, erzählerischen Kosmos.

Ohne zuviel voraus zu nehmen, darf an dieser Stelle bereits gesagt werden, dass die Anthologie AUSBLICK IM SEXTETT eine sehr gelungene Reise durch diese verschiedenartigen, literarischen Universen, beziehungsweise Geschichten darstellt.

Um der Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Kurzgeschichten und lyrischen Beiträge gerecht zu werden, soll in der folgenden Rezension versucht werden, einen kurzen Eindruck zu jedem Text zu beschreiben, der selbstverständlich ein ganz persönlicher ist.


Im VORWORT begrüßt Rainer J. Hocher, ein Autor des Sextetts, den Leser, nimmt ihn helfend an der Hand und erklärt ihm in einer interessanten Komposition aus sachlichen Informationen/Definitionen und persönlichen Eindrücken das Konzept der Anthologie.

In der Anthologie selbst, geht es dann wie in einem Gespräch sehr geordnet zu. Einer nach dem anderen, kommen die Autoren zu Wort und wer den Einstieg in seine ganz eigene Geschichten-Sammlung - innerhalb der großen Geschichten-Sammlung - einmal geschafft hat, der darf natürlich auch zu Ende erzählen, bevor der nächste an der Reihe ist.


Den Autoren-Reigen eröffnet MARLIES EIFERT, die so manchem durch ihre zahlreichen Kurzgeschichten-Veröffentlichungen, sowie durch die Bücher „Rund um den Schlüssel“, „Tunnelfahrten“ und „Ausgelotet - Fiktive Briefe“ bekannt sein dürfte.

Aufenthalt – In der ersten Geschichte geht es um die Begegnung der namenlosen Ich-Erzählung mit einem vermeintlichen Mörder auf einem Bahnhof bei Nacht. Durch die Unmittelbarkeit, welche die gewählte Erzähl-Perspektive vermittelt, gelingt es dem Leser rasch und mühelos, sich mit den Gedankengängen, Sorgen und Ängsten der Erzählerin zu identifizieren. Die unerwartete Wende am Ende hält dann noch einmal eine große Überraschung bereit. Was bleibt, ist Nachdenklichkeit …

Biegsame Busse / Ein einzelnes Rad auf der Straße – Zwei lyrische Beiträge, in unregelmäßigem Versmaß und freier Reimform verfasst. In ersterem bildeten Schriftbild und Inhalt eine stimmige Einheit. In letzterem steckt vor allem eines: Hoffnung. Beide Gedichte lockern die Anthologie nach der ersten, vergleichsweise tiefsinnigen Geschichte wieder auf und sorgen für Abwechslung im Schriftbild.

Wie war´s in Florenz? – Eine kurze Urlaubsgeschichte über „Warnungen“ und „Gutgläubigkeit“, „Courage“ und „Reue“ - eine eher ungewöhnliche Mischung von bedeutsamen Themen, die es aber durchaus versteht, den Leser zum Nachdenken zu bewegen. Schade nur, dass der Titel der Kurzgeschichte im Inhaltsverzeichnis vergessen wurde.  

Tunnelfahrten – Ein längerer, lyrischer Beitrag, sehr realistisch geschildert und doch mit einer Botschaft zwischen den Zeilen. Wieder wurde – im Sinne der Intention - auf ein festes Versmaß, sowie auf ein bestimmtes Reimschema verzichtet.  

Verwickelt verzwickt – „Verwickelt verzwickt“ ist nicht nur der Titel der nächsten Geschichte, sondern auch das ganz alltägliche Leben der sympathischen Patchwork-Familie, um die sich in der Geschichte alles dreht. Aber auch Liebesangelegenheiten können manchmal derart „verzwickt“ sein, dass man sich förmlich darin „verwickelt“. Eine sehr unterhaltsame Geschichte in kurzen Szenen und mit einem Epilog. Was bleibt einem danach noch anderes übrig, als zu sagen: „Es läuft doch richtig gut“.

Hallo Luise – Ein Brief der namenlosen Ich-Erzählerin an „Luise“ in 5 Punkten gegliedert. Etwas, zum Thema „Altwerden“. Durch die persönlichen Schilderungen der Erzählerin wirkt der behandelte Stoff allerdings keinesfalls trocken. Gekonnt zieht die Geschichte den Leser in den Bann!

Lucy – Es folgt eine Mischung aus Briefen und Erzählparts, wobei die Briefe Peters sich stets mit den Schilderungen der Reaktionen des Ich-Erzählers, der auch der Leser der Briefe ist, abwechseln. Im Gegensatz zu den bisher eher Prosa ähnlicheren Geschichten, ist hier ein Hauch von Phantastik zu spüren. Der konstante Aufbau von Spannung durch die Briefe und die darauf folgenden Gedanken, Handlungen und Gefühle des Lesers, erinnern an Werke des großen H.P. Lovecraft. Als dann die Realität des Brief-Verfassers mit der Realität des Brief-Lesers zusammenstößt, wird es richtig aufregend. Bisher die beste Story des Geschichten- Blocks, nicht zuletzt aufgrund des mystischen Einflusses!

Bilder einer Ausstellung – Eine kurze Szene, in der es um die Kunst geht; treffend formuliert, die Wirkung wird keineswegs verfehlt. Trotz der Kürze – oder gerade deshalb – eine sehr einprägsame Episode.

Liebe auf der Draisine (1) – Den Abschluss des ersten Geschichten-Blocks bildet die Geschichte mit dem Titel „Liebe auf der Draisine (1)“ - eine herrliche Geschichte über Liebe, die Zeit und den Versuch, die Zeit zurück zuschrauben. Ob das gelingt? Lesen Sie selbst!


Als nächstes tritt RAINER J. HOCHER, den wir bereits aus dem Vorwort kennen, in den Vordergrund, und erzählt uns seine Geschichten. Die meisten seiner Geschichten haben Doppel-Titel, beziehungsweise Untertitel, was schon im Inhaltsverzeichnis vermuten lässt, dass die Geschichten sich deutlich von den vorangegangenen und nachfolgenden Storys unterscheiden lassen, genauso wie, die Geschichten untereinander, aufgrund von verschiedenen Aspekten - Themen, Sprache, Form, usw. - völlig unterschiedlich sind.

Begegnungen mit Stefan oder Mein altes und neues Denken – Der erste Text in diesem Geschichten-Block berichtet von dem Treffen des Ich-Erzählers mit einem gewissen „Stefan Heym“. Die vielen historischen und gesellschaftlichen Details, mit der die Geschichte angereichert wurde, wirken leicht erdrückend und verwirrend. An dieser – der ersten - Stelle dieses Geschichten-Blocks wirkt der Text etwas deplatziert und ist nicht unbedingt der beste Start.

Wenige Monate vor meiner Ausreise oder Der „Kran“ aus Thüringen – Eine überaus gelungene, melancholische Kurzgeschichte, die sich mit der Alkoholsucht und vielen anderen Schwierigkeiten der arbeitslosen Menschen in der DDR auseinandersetzt. Sprache und Inhalt verschmelzen zu einer Einheit, auch das Gedicht mit dem Titel „ALKOHOL“ im Herz der Geschichte verfehlt seine Wirkung nicht. Eine durch und durch gelungene Arbeit, die darüber hinaus einen meiner Lieblingssätze aus der Anthologie enthält: „Einfache Menschen setzen bleibende Akzente!“

Kurzzeiterlebnis Falsche oder Whiskey ist dünner als Blut – Durch die gewählte Erzähl-Perspektive der 2. Person wird der Leser mit dieser Geschichte direkt angesprochen. Erneut greift der Autor das Thema „Alkoholismus“ auf, dieses Mal jedoch auf eine ungleich intensiver wirkende Art und Weise.

Montagearbeiter oder Parodie auf frühere Jahre – Das Highlight dieses Geschichten-Blocks ist die Studie der menschlichen Gattung der „Montagearbeiter“! Humorvoll, ironisch, ernst und sarkastisch, unterhaltsam und warnend wird hier über das Leben, den Alltag und vieles mehr gesprochen, was den Montagearbeiter vom Rest der Spezies „Homo Sapiens“ unterscheidet. Klasse!

Hoffnung ist nur ein leeres Blatt Papier – Ein dicht geschriebener, lyrischer Beitrag, bei dem vor allem die Länge der Zeilen, sowie die häufigen Zeilensprünge sofort auffallen. Der Autor spinnt ein Netz aus Fragen, Überlegungen, Sorgen; der Titel ist dabei stets Programm: „Hoffnung ist nur ein leeres Blatt Papier.“

Alltägliches oder Gegen Rechts – Ein weiterer, lyrischer Beitrag, diesmal überwiegend im Nominalstil verfasst. Die Thematik wurde dadurch klar herausgearbeitet. Erschreckend gut gelungen!

Erste Liebe oder Morgentraum – In dieser Geschichte geht es um eine verlorene Liebe und hier merkt man besonders, wie durch den Doppel-Titel, beziehungsweise den Untertitel eine zweite, tiefe Bedeutungsebene in die Geschichte eingeflochten wird; die geschilderten Geschehnisse werden dadurch nämlich stark ambivalent. Eine Geschichte, die weit über das letzte Wort hinaus wirkt.  

Zwiegespräch oder Einer, der es gut mit mir meint – Eine Briefform ähnliche Geschichte über eine ganz besondere Freundschaft. Das Ende neigt wieder zur Melancholie. Dennoch spürt man, mit wie viel Herz – und Schmerz – dieser Text verfasst wurde.

Die Gewinn-Urkunde oder Kostenlos Mittagessen – Zuletzt serviert uns der Autor auf seiner Menü-Karte noch eine Geschichte über „Hoffnung“ und „Glück“. Eine sehr amüsante Story, bei der warnend der Finger erhoben wird, ohne dass dies jedoch besonders störend auffallen würde.


BARBARA JUNG ist ein Multi-Talent, besonders, was das Schreiben angeht. Ob Fantasy oder Science-Fiction, Kinderbuch oder Prosa zum Nachdenken, Lyrik oder Erotik, in jedem Genre, in jedem Erzähl-Kosmos fühlt sie sich daheim. Sie ist die dritte im Sextett. Ihre Geschichten - das darf gesagt werden, ohne dass dadurch etwas verraten wird - beschäftigen sich vorrangig mit Minderheiten, den Schwachen unserer Gesellschaft.

Es tut mir Leid – In der ersten Geschichte in ihrem Geschichten-Block setzt sich die Autorin mit einer gescheiterten Beziehung, Rassenkonflikten, sowie dem Mitläufer-Phänomen auseinander. Aus dieser ernsten Thematik webt sie ein sehr eindrucksvolles Gespinst, das den Leser mitreißt und ihm erlaubt, mitzufühlen.

Spaghetti alla Mafiosa – Bevor bei dieser besonderen Geschichte der Verdacht aufkommen kann, die Autorin hätte nur ein Klischee an das nächste gereiht, weiß die Story sich selbst humorvoll auf die Schippe zu nehmen. Folglich erscheint auch die überraschende und regelrecht bizarr wirkende Kehrtwende, die die Geschichte gen Ende beschreibt, keinesfalls gekünstelt oder unverständlich. Es wird hier einfach mit Vorurteilen und den Erwartungen der Leser gespielt, wodurch man sich am Ende fragen muss, ob sich alles nur so entwickelt hat, weil es eigentlich nicht anders kommen konnte …

Pech gehabt! – Der arbeitslose Peter begegnet in einem Straßencafé dem erfolgreichen Roland … und damit der Chance seines Lebens! Am gleichen Tag findet auch eine Schwulen- und Lesben-Parade statt. Ob dieser Umstand Peter einen Strich durch die Rechnung macht? Lesen Sie selbst! Eine unterhaltsame Geschichte mit Tiefgang.  

Saubere Pfoten – Sehr erzählerisch geht es gleich weiter: Die Autorin fabuliert von einem notorischen Katzenliebhaber, Cleopatra und der verschmähten Freundin. Verglichen mit dem lustigen Ausgangsplot, nimmt die Geschichte ein unerwartetes Ende. Und dann auch wieder nicht …

Happy Birthday – Die Geschichte „Happy Birthday“ wurde bereits in der Science-Fiction-Anthologie mit dem Titel „Future World“ des Kölner Go-Verlags (jetzt: Kleinbuch-Verlag) veröffentlicht, das im Jahr 2004 für den Kurd-Lassnitz-Preis nominiert war. Durch den Einsatz einer lebensverlängernden Maßnahme, die es Menschen ermöglicht, 200 Jahre und älter zu werden, entwickelt die Autorin ein gleichermaßen spannendes, wie auch erschreckendes Zukunfts-Szenario. Bei dieser Geschichte kommt garantiert keine Langeweile auf!


JEAN-CLAUDE RUBIN, der Initiator der Anthologie, so könnte man ihn nennen, wurde in der Schweiz geboren und zeigt sich unter anderem verantwortlich für einen Kriminalroman, sowie mehrere Kurzgeschichten. Sein Geschichten-Block beschäftigt sich vor allem mit den Motiven „Zeit“, „Vergänglichkeit“ und „Tod“. Doch in seinen Texten gibt es auch „Hoffnung“ …

Die Zeit – Die Kurzgeschichte mit dem Titel „Die Zeit“ ist wie gemacht dafür, um diesen Geschichten-Block zu eröffnen. Poetisch wird die „Zeit“ betrachtet, personifiziert, studiert. Ein lesenswerter Beitrag!

Der Stern, den es nicht gibt – Ein Gedicht, das Mut machen und den Leser in seinem Glauben bestärken soll. Was dem Autor auch auf fabelhafte Weise gelingt.

Wind und Wolken – Einem Kind wird der Tod erklärt. Diese Erklärung wird zum Mittelpunkt im Leben dieses Menschen und bestimmt sein zukünftiges Denken und Handeln. Sehr gefühlvoll und einfühlsam geschrieben!

Verlieren / Geklimperzwang – Zwei lyrische Beiträge. Ersterer besitzt ein verhältnismäßig kurzes Zeilenmaß. Das Schriftbild verdeutlicht den Inhalt, hebt ihn stärker hervor. Letzterer zieht vor allem durch das wechselnde Reimschema Aufmerksamkeit und Interesse auf sich.

Sonne, Erde und Mond – Was wie ein klischeehaftes Gedicht beginnt - „So warm sind deine Strahlen“ - erhält in der zweiten Strophe eine völlig neue Betrachtungsperspektive - „Dein Schicksal ist auch deine Pracht“. Eine überraschende Wort-Komposition, die einen Blick hinter den trügerischen Schein wirft.

Tausend Gesichter – Durch Wort-Wiederholungen wird bei diesem lyrischen Beitrag ein dichtes Netz aus Gefühlen, Eindrücken, Beobachtungen gesponnen. Die gedrängte Sprache verstärkt dies noch.

Wochenende – Das Sahnehäubchen dieses Geschichten-Blocks! Ein - mit einem deutlichen Schmunzeln erzählter – lustiger Text über einen absolut strukturiert denkenden und handelnden Workaholic, der es nicht abwarten kann, bis es endlich Wochenende ist. Wie das zusammenpasst, fragen Sie? Lesen Sie selbst!  

Der fünfte Schlüssel am Bund – Eine Geschichte mit mystischem Einfluss über einen Schlüssel ohne Tür. Schaueratmosphäre pur!

Meine Mutter – Eine Art Nachruf, so scheint es; melancholisch, traurig. Hier wurde gut mit Stimmungswörtern und wirkungsvollen Formulierungen gearbeitet.

Die schwarze Witwe oder Neugier ist eine schlimme Krankheit – Eine gelungene Satire über die kleinen Geheimnisse der Menschen, ihre krankhafte Neugier und ihre zweitschlimmste Krankheit - ihre Feigheit.

Sinn und Unsinn oder Zweck und Unzweck – Ein leider viel zu kurzer Text, was allerdings zum Inhalt der Short-Story passt. Sicher einer der besten Beiträge dieses Geschichten-Blocks, wenn man den doppelten Boden versteht.

Selbstmord – Die Thematik, die schon im Titel genannt wird, wurde emotional und sehr einprägsam behandelt. Bestimmt nicht zu Unrecht ist dieser lyrische Beitrag auch der letzte Text in diesem Geschichten-Block. Ein Thema, das den Leser nachdenklich macht und über den Block hinaus beschäftigt.


Mit ILONA MAYER meldet sich nach zwei männlichen Autoren wieder eine Autorin zu Wort, die erst vor kurzem ihr Literatur-Debüt mit dem Roman „Abgeschaltet“ gegeben hat. Beziehungen, alte und neue Lieben, das sind Motive, die sie in den Texten ihres Geschichten-Blocks verarbeitet hat.  

Die Entscheidung – Eine Geschichte über ein gescheitertes Paar, das wieder aufeinander trifft. Die Momente, Gefühle, Eindrücke wurden von der Autorin nachfühlbar eingefangen.

Ohne dich – Ein 8-zeiliges Gedicht, das viel Raum für Interpretationen offen lässt, was sicher auch von der Verfasserin so gedacht war.

Der Fotograf – Das unwirklich erscheinende Treffen des Fotografen mit der „schönen Blonden“ - eine nette, kurze Story mit einem breit grinsenden Schluss.

Herbstfarben – Ein lyrischer Beitrag, der mit Farbeindrücken spielt.

Der letzte Tanz – Diese kurze Geschichte erzählt vom Schicksal einer Verlassenen und erhält mit dem Wort „Herbstsonnenuntergangsstimmung“ wohl das interessanteste Kompositum der Anthologie. Das schöne Ende sorgt für einen runden Text.

Danach – Ein 7-Zeiler über eine glückliche Frau nach der Trennung. Wie bereits in der vorangegangenen Geschichte „Der letzte Tanz“ eine ganz andere Darstellung von Trennungsgefühlen, wie zum Beispiel in dem Gedicht „Ohne dich“.

Der Fischverkäufer – Eine wundervolle Anekdote über einen Fischverkäufer und seine beste Kundin.

Danke – Noch ein 8-zeiliger, lyrischer Beitrag und wieder ein anderes Bild nach der Trennung. Wieder ein neuer Eindruck, der hier in Worten konserviert und festgehalten werden konnte.

Agathon – Eine Geschichte über die Wiedervereinigung und den Ausbruchsversuch einer Frau aus ihrer privaten Welt, die den Leser nicht unberührt lässt.  

Verlassen – Zum Abschluss gibt die Autorin noch einen 6-Zeiler zum Thema „Trennung“ zum Besten.

Durch die zwischen geschobenen Gedichte, die sich in (optisch, stilistisch) ähnlicher Form, mit verschiedenen Erscheinungs-Formen desselben Motivs auseinandersetzen, wirkt dieser Geschichten-Block in sich stimmig, geschlossen und bildet eine solide, literarische Einheit.


GEORG GRIMM-EIFERT, der sich auch für die ansprechenden Grafiken verantwortlich zeigen darf, die den Erzähl- & Reim-Fluss der Autoren angenehm auflockern, bildet das letzte Glied in der Kette des Autoren-Sextetts. Seine literarische Welt ist der letzte Geschichten-Block, dem wir uns nun zuwenden werden.  

Paris Zwei Berichte – Zwei kurze Anekdoten, die dem Leser in einer interessanten Dialogform nahe gebracht werden. Zwar kommen die Geschichten etwas zu kurz, dafür ist der angewandte Stil äußerst interessant.  

Der Barcelona-Kick – Eine Touristengruppe dringt in die Welt der Sinti & Roma ein. Neben der Geschichte berichtet der Erzähler von seinen Eindrücken während dem Schreiben und Veröffentlichen. Eine ungewöhnliche und doch gelungene Mischung!

Quer gestellt – Herr Schöllknopfs Mittel an einen journalistischen Artikel zu kommen sind gleichermaßen erschreckend, wie auch faszinierend. Eine spannende Geschichte mit einem deutlichen Wink an die Welt der Medien.

Am Wasser – Ein lyrischer Beitrag mit vielen Metaphern und Personifikationen. Die Eindrücke des Szenarios „Am Wasser“ wurden sehr schön eingefangen.

Zauber des magischen Auges – Die, bei weitem, beste Geschichte dieses Geschichten-Blocks! Ein aufregender Plot, der an die japanischen „RING“-Filme erinnert und doch mit einem Augenzwinkern erzählt wird. Großes Kompliment!

Unterhaltungen zwischen Ausstellenden – Das Gespräch zweier Ausstellender; kurzweilig geschrieben und doch mit einer ernsten Kritik an Juroren, Wahlen und Ausstellungen.

Davon rollt dieser Augenblick – Ein Gedicht ohne Reimschema, in dem gehäuft Synästhesien vorkommen. Die Wahrnehmung scheint verwirrt; Farben, Gerüchte und vieles mehr verschwimmen und formen eine neue Welt. Ein ungewöhnliches Lese-Erlebnis …

Ornament – Kurze Satzfragmente, eine abgehackte Sprache und andere, sprachliche Mittel wurden benutzt, um dem lyrischen Beitrag „Ornament“ seinen ganz eigenen Scharm zu verpassen.

Reiseerinnerungen – Jenseits der Elbe – Eine Hommage des Autors an die Stadt Dresden.  

Reise an die Weinstraße und ihre Folgen – Zum Abschluss des Geschichten-Blocks, sowie der Anthologie, trägt der Autor einen enorm vielschichtigen Text vor. Was beginnt, wie ein Tagebuch-Eintrag, wird bald zu einer komplizierten Beziehungs-Geschichte. Am Ende darf noch ein Künstler, Pauvre Pavarotti, eine Kostprobe seiner Erzählkunst zum Besten geben. Damit endet die Geschichte, die sich mit vielen verschiedenen, gesellschaftlichen Aspekten auseinandersetzt.


In der Anthologie AUSBLICK IM SEXTETT folgen Informationen ÜBER DIE AUTOREN, auf die an dieser Stelle nicht genauer eingegangen wird. Allerdings sind die Kurz-Biografien, falls man sie so nennen mag, oder Vitas, das scheint der passendere Ausdruck zu sein, sehr lesenswert und lassen schon so manche Parallele zwischen dem wahren Leben der Autoren und ihren Geschichten vermuten.


Alles in allem kann man sagen, dass die Versprechungen aus dem Klappentext allesamt erfüllt wurden. In der Anthologie AUSBLICK IM SEXTETT blicken sechs Autoren in die Vergangenheit, die Gegenwart und die (gedankliche) Zukunft.

„Träumerisch, kritisch, provokativ, nachdenklich – manchmal alles in einem“. Die Texte sind sehr abwechslungsreich, manchmal kurz, manchmal lang. Es gibt unterschiedliche, lyrische Beiträge und Geschichten in den verschiedensten Genres, Erzählperspektiven, -techniken und vieles mehr.

Um wieder zum Klappentext zurückzukehren: „Die Autoren halten Rückschau, Vorschau, Umschau und sind das Abenteuer eingegangen, ihre Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen zu vernetzen“. Dadurch ist ein dichtes Netz entstanden, ein Netz mit vielen (Deutungs-/Interpretations-) Ebenen, Querverweisen und Anspielungen.

Insgesamt ein lesenswertes Werk, das in allen Bereichen – Lyrik, Prosa, Grafik – zu überzeugen weiß.