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treibwerk
... Taschenbuch
102 Seiten
ISBN 3924944695

Edition Thaleia
St. Ingbert 2004

       

Lesenswert ist die Lyrik Norbert Sternmuts unter anderem wegen der ungewöhnlichen, unverbrauchten Sprachbilder. In den Worten des Autors: „Die Sprachmutter wird befruchtet.“
Um es mit Heidegger zu sagen: „Die Sprache spricht.“: „Dieser Stumpf...Sumpf....Strumpf“

Ich möchte eine erste Annäherung an den Gedichtband versuchen, indem ich den Bewegungen nachspüre. Mir scheint, dass die fallende Bewegung die am häufigsten vorkommende ist. Gemeint ist das Fallen, Stürzen mit dem Blickpunkt auf das Ende. In mehr als einem Gedicht dient der ‚Stein‘ als Metapher für den Lebensabschluss. Natürlich spielt das Fallen auch eine Rolle, wenn es um die Darstellung des Liebesaktes geht:

„Sehe ich dich, falle dir tief
in den Arm und bin da“

„Erklär mir, Liebe,
heiter und mit Musik...“

„Heiter und mit Musik“- Auch bei Ingeborg Bachmann(Hier bezogen auf ‚Reclame‘) gibt es die Spannweite zwischen oberflächlicher Lebensfreude, wie sie uns in Werbesprüchen entgegentritt, und dem Wissen darum, was hinter den Sprüchen stehen könnte.(Was aber geschieht, wenn Totenstille eintritt). Immer wieder stellt Norbert Sternmut dieses ‚Hinter den Sprüchen Stehende‘ in den Blickpunkt.

„Verscharrt mich hinter der Blutbuche,
die schon anderen wuchs.“

Auch die Farbsymbolik zeigt in eine ähnliche Richtung. Das heißt: Der Bezug auf ‚vanitas‘ im weitesten Sinn steht im Vordergrund. ‚Rot‘ wird zu Rosenrost, gerät in die Verbindung zu Blut(Schneeblut). Schwarz wird gesteigert zu Pulverschwarz.
Es fehlt, wie mir scheint, die Farbe Grün als Hoffnungsträger.

Anspielungen auf Hölderlin, Celan, Bachmann wirken auf mich wie Ankerpunkte.

Ich komme abschließend noch einmal auf die ‚Bewegungen‘ zurück.
Da gibt es neben dem Fallen doch auch die Aussicht auf das Steigen, Fliegen: „Steigen, im Seelenwind“. Oder: „Wir wollen fliegen, hinaus/ ins weite Land.“
Dazu wird das Triebwerk gezündet. Dieses Triebwerk, das das erste und letzte Gedicht der Sammlung verbindet, wird auch zum Titel der Sammlung und bekommt von daher seinen Stellenwert.

Man muß diese Lyrik in freien Rhythmen lesen, um hinein gezogen zu werden in diese Stimmungslage aus Verzweiflung, Wahnsinn und dem Mut zum Trotzdem: Stern- Mut.