Digitalgraphik
Was verbirgt sich dahinter?
Hier einige Hinweise: Das Material zur Herstellung
eines Bildes besteht bei dieser Arbeitsweise nicht aus Pinsel, Zeichenstift,
Papier oder Farbe. Es handelt sich dabei vielmehr um komplexere Strukturen:
Photos, Zeitungsausschnitte, Kunstdrucke. Diese werden gescannt, mit Hilfe
bestimmter Computerprogramme ausgeschnitten, vergrößert, verkleinert,
invertiert, farblich verändert, neu zusammengesetzt, gedreht und kritisch
betrachtet.
Dann erst erfolgt der Ausdruck.
Aber auch nach dem Ausdruck lassen sich beliebige
Veränderungen vornehmen.
Im Gegensatz zur traditionellen Malweise , bei
der die zweite Fassung die erste mehr oder weniger auslöscht',
kann Freund' Computer die verschiedenen Stadien speichern.
Aktiv' wirkt der PC insofern bei der
Bildproduktion mit, als er viel schneller eine neue Bildwirklichkeit zeigt,
als dies mit den klassischen Mitteln der Malerei, Zeichnung, Collage
möglich ist.
Aufgabe dessen, der vor dem Computer sitzt,
ist es, zu sehen, immer wieder und in erster Linie zu sehen.
Max Ernst spricht im Zusammenhang mit Frottage
von der Entwicklung visionärer Fähigkeiten', sieht sich als
Zuschauer bei der Entstehung seiner Werke(1)
So betrachtet, kann die scheinbar neue Methode
mühelos in eine bereits vorhandene Tradition eingeordnet werden.
Pointiert ausgedrückt, läßt
sich von der digitalen Bildverarbeitung sagen: Die neueste Methode bringt
das Älteste ans Licht. Keine andere ist so geeignet zu Roll back und
Remake - Wege des Umgangs mit der Tradition ,wie sie die Postmoderne
geht.
Man erwartet von der Computerkunst zu wenig
und zu viel, wenn man sie -wie dies häufig geschieht-mit den Begriffen
neu' und perfekt' befrachtet. Zuviel, weil ein wirklich neuer
Ansatz in der Kunst vielleicht keine Frage des Zeichenstifts, bzw. des
Computerprogramms ist, zu wenig, weil die Computerkunst mehr sein kann als
Gebrauchsgrafik im weitesten Sinn oder Zulieferer für science
fiction
(1) Walberg, Patrick:Der Surrealismus, Köln
1965 S.73
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