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„INTERVIEW mit…“

…Georg Grimm-Eifert


Heute wird uns Georg Grimm-Eifert, Autor kunstgeschichtlicher essayistischer Betrachtungen  und Kurzgeschichten, Lyrik zu 5 Themen Rede & Antwort stehen. Zuletzt ist sein zweites Buch mit seiner Ehefrau Marlies Eifert „Ausgelotet – fiktive Briefe“ im Wiesenburg-Verlag erschienen. Aber ich möchte nicht zuviel verraten.

Kommen wir also zum Thema

„Georg Grimm-Eifert“: Wer ist der Autor „Georg Grimm-Eifert“? Welcher Privatmensch verbirgt sich hinter dem Verfasser „Georg Grimm-Eifert“?

Sein Leben ist ein komplizierter Roman, der sich kaum in einzelne Fäden aufdröseln lässt.

… Alter: Was hat dich dazu bewogen, zu schreiben? Hast du schon immer geschrieben?

Ich habe mir schon immer Geschichten ausgedacht. Irgendwann habe ich eine Erzählung konzipiert und sogar aufgeschrieben, aber nur mein Freund hat sie gelesen.

Wie kommt es, dass du erst jetzt, im „Alter“, Geschichten veröffentlichst?
 
Die Antwort erfährst du später


 Du bist der Sohn eines Bildhauers, warst an der Kunsthochschule und hast Kunstgeschichte studiert – alles Anzeichen dafür, dass du eigentlich eher „visuell“ geprägt sein müsstest.

Ich meine, auch ein Schreibender muß eigentlich visuell geprägt sein. Oder ?

Wann hast du dich dazu entschlossen, den Pinsel gegen die Schreibfeder – im symbolischen Sinne – zu tauschen?

Man kann nicht sagen, dass ich den Pinsel gegen die Schreibfeder getauscht habe. Während des Pädagogikstudiums und der pädagogischen Praxis hatte ich Referate und Berichte  zu schreiben. Während des Kunstgeschichtsstudiums hatte ich Skulpturen zu beschreiben und  Führungen zu konzipieren, also war der Umgang mit der Schreibfeder zwangsläufig.

 Glaubst du, dein „künstlerischer“ Werdegang hat dich, deine Geschichten beeinflusst?

Gelegentlich schon. Beispielsweise wird eine Plastik zum Ausgang einer Erzählung genommen(„Das magische Auge“ in: ‚Ausblick im Sextett‘)

… Entwicklung: Bisher hat sich das Autoren-Duo „Marlies Eifert + Georg Grimm-Eifert“ (neben diversen anderen Publikationen) für zwei eigene Bücher verantwortlich gezeigt: „Tunnelfahrten“ (Geest-Verlag) und „Ausgelotet – fiktive Briefe“ (Wiesenburg-Verlag). Hat es – deiner Meinung nach – eine Entwicklung gegeben? Inhaltlich?

Mit anderen Herausforderungen ergaben sich andere Entwicklungen. Das erkläre ich später.


Verlag-technisch? Wie funktioniert die Arbeit eines „Schriftsteller-Ehepaars“? Wie muss man sich das vorstellen? Gibt es da eine klare Aufgaben-Verteilung?

Die Frage nach der Zusammenarbeit des Ehepaares ist die interessanteste. Es gibt zwar bekannte Ehepaare, die schriftstellerisch sich ergänzen, wie beispielsweise Walter Jens und seine Frau. Ferner das Ehepaar Hohlbein.
Die Beispiele sind aber sind nicht reichlich gesät.
Wir haben bereits gemeinsam Schülerarbeiten korrigiert,  unsere künstlerischen Versuche kritisch betrachtet- kurz: Es gingen jahrelange Vorübungen voraus.

Eine Aufgabenverteilung gab es insofern, als meine Frau ein Interesse an technischen Dingen entwickelt hat. Ihr Vater war Ingenieur. Vom Internet bis zur Vorbereitung eines Buches auf CD hat sie sich viele Kenntnisse angeeignet. Als ein Angebot des Geest- Verlags vorlag, eine Anthologie zu drucken, ließen wir uns aus der Reserve locken.


Fiktion: In eurem neuesten Buch „Ausgelotet – fiktive Briefe“ geht es, wie der Untertitel schon sagt, um „fiktive Briefe“.

Wie kamen wir auf die Zusammenstellung von fiktiven Briefen? Wir kannten die Vorbehalte des Verlegers gegen eine Anthologie von Erzählungen, da es bereits dutzende davon gibt. Weil wir immer gerne Briefe geschrieben haben, lag es nahe, ihm einen entsprechenden Vorschlag zu machen.

Zunächst zum Thema ‚Briefe‘. Mir persönlich liegt deren lockere Form. Bauformen des Erzählens kann ich zwar bewundern, aber für die eher leicht gefügte literarische Form kann ich sogar literaturhistorische Argumente anführen. Als Fontanes Meisterwerk gilt Effi Briest. Es handelt sich um einen streng geformten Roman. Aber der später geschriebene ‚Stechlin‘ nimmt die in Bewegung geratene soziale Situation auf. Auch wir möchten differenzierende Blicke auf die Vergangenheit werfen. 
In den fiktiven Briefen geht es zum größten Teil um den Bericht über Erlebtes aus den Jahren um das Kriegsende. Einmal habe ich Bedenken gegenüber dem sogenannten schlichten Dokumentieren, andererseits kann ich mir nicht denken, dass LeserInnen über weite Strecken solchen trockenen Lesestoff mit Interesse verfolgen. Hinzu kommt auch, dass einige Erinnerungen sehr persönlich sind. Deshalb versteckt man sie gern hinter angeblich fiktivem Erzählen.
Aus diesen Gründen wählten wir die Form der fiktiven Briefe. Man distanziert sich als Schreibender auch von sich selbst.

Warum glaubst du, sollte sich jemand für fiktive Briefe interessieren?

Heutzutage werden zahlreiche Betrachtungen zur jüngeren Vergangenheit veröffentlicht. Wir sind überzeugt, dass wir auf diesem Gebiet zur differenzierenden Betrachtung beitragen können. Und für solche Art von Betrachtungen sollte sich eigentlich jedermann interessieren!! !


Oder gibt es etwa einen realen Hintergrund?

Ja, na klar. Das habe ich gerade erklärt.

wie seid ihr auf die Idee gekommen, „fiktive Briefe“ zu schreiben?

Das kann ich jetzt im Nachhinein nicht mehr genau sagen.


„Zukunft“: Du hast schon vieles gemacht: Bücher und Kurzgeschichten veröffentlicht, Illustrationen gezeichnet, Anthologien zusammengestellt und herausgegeben, und, und, und. Gibt es etwas, was du noch gerne machen würdest? Was glaubst du, hält die nahe/ferne Zukunft für dich bereit? Gibt es Hoffnungen/Träume/Wünsche?


Im Alter werde ich verstärkt den Pinsel zur Hand nehmen, weil ich meine, dass man auf diesem Gebiet in vorgerückten Jahren eher etwas leisten kann.
In Leipzig zur Zeit der Buchmesse, wo wir unser Buch vorgestellt haben, sahen wir in der neuen Kunstgalerie ein Selbstbildnis Max Liebermanns, das er im Alter von über mehr als achtzig Jahren gemalt hat. Dies hat meine Auffassung bestätigt.
Man lernt durch andere Umgebungen andere Leute kennen, von denen man sich öfters im Laufe der Zeit entfremdet. Nun kann man nur hoffen, dass durch Internet und Buchschreiben sich länger haltende Bekanntschaften ergeben.