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„INTERVIEW mit…“

…Marlies Eifert


Heute wird uns Marlies Eifert, Autorin lokal geschichtlicher Untersuchungen, Kurzgeschichten, zu 5 Themen Rede & Antwort stehen. Zuletzt ist ihr zweites Buch mit ihrem Ehemann Georg Grimm-Eifert „Ausgelotet – fiktive Briefe“ im Wiesenburg-Verlag erschienen. Aber ich möchte nicht zuviel verraten.

Kommen wir also zum Thema …

„Marlies Eifert“: Wer ist die Autorin „Marlies Eifert“? Welcher Privatmensch verbirgt sich hinter der Verfasserin „Marlies Eifert“?

Die Antwort möchte ich an unser Buch weiter geben. Dort habe ich eine ganze Menge Autobiografisches ‚ausgelotet‘. Jetzt nur kurz: Ich habe 27 Jahre als Lehrerin gearbeitet, um Geld zu verdienen, jetzt arbeite ich auch, weil es mir Spaß macht, aber Geld verdiene ich dabei nicht. Wir sind ordnungsgemäß verheiratet, haben keine Kinder. Leider. Um Haus und Garten kümmere i c h  mich hauptsächlich. Georg kocht... Ganz klar getrennt sind die Bereiche allerdings nicht immer.

Alter: Was hat dich dazu bewogen, zu schreiben?

da gab es während des Studiums mal ein Buch über die ‚Bauformen des Erzählens‘ von Eberhard Lämmert. Als ich das Buch gelesen  hatte, hat es mir in den Fingern gejuckt. Aber dann kam das Verdikt: ‚Ein guter Germanist schreibt nicht.‘ Und natürlich wollte ich ein guter Germanist sein...

Hast du schon immer geschrieben?

Na ja, als Säugling wohl nicht. Hm, ist nicht so ernst gemeint.
Aber Aufsätze in der Schule – in jeder Form- waren für mich kein Problem. Im Gegenteil. Ach ja, und ein Tagebuch existiert auch aus dieser Zeit.
Manchmal schäme ich mich, wenn ich darin lese, manchmal denke ich: „So dumm war das eigentlich gar nicht...“

Wie kommt es, dass du erst jetzt, im „Alter“, Geschichten veröffentlichst?

Mir haben früher Zeit, Nerven und das Internet gefehlt.

Oft wird Deutsch-Lehrern/Innen unterstellt, sie würden sich für verkannte, schriftstellerische „Genies“ halten.

Verkannt schon!!!! Aber als Genie – nein! Schreiben ist doch eher ein Handwerk. Siehe ‚Bauformen‘. Da wird etwas ‚gebaut‘. So sehe ich das wenigstens.


Wie ist das bei dir? Glaubst du, dein Studium hat dich, deine Geschichten beeinflusst?

Ja, das habe ich ja schon erzählt. Und wenn man sich mit so vielen fiktiven Texten beschäftigt,  liegt der Wunsch nahe, das doch auch einmal zu probieren. Ich meine, Geschichten schreiben: à la Borchert, Brambach, Bichsel...

… Entwicklung: Bisher hat sich das Autoren-Duo „Marlies Eifert + Georg Grimm-Eifert“ (neben diversen anderen Publikationen) für zwei eigene Bücher verantwortlich gezeigt: „Tunnelfahrten“ (Geest-Verlag) und „Ausgelotet – fiktive Briefe“ (Wiesenburg-Verlag). Hat es – deiner Meinung nach – eine Entwicklung gegeben?

Entwicklung in dem Sinn, dass man sagen könnte: „Ach da hast du dich aber wirklich verbessert.“ Nein. So kann man nicht sagen. Wenn man Briefe schreibt, ist das natürlich etwas anderes, als wenn man sich mit Geschichten herumschlägt. Stil und Aufbau ändern sich zwangsläufig.


Wie funktioniert die Arbeit eines „Schriftsteller-Ehepaars“? Wie muss man sich das vorstellen? Gibt es da eine klare Aufgaben-Verteilung?

Wenn der eine etwas verfasst hat, wartet er gespannt darauf, wann der andere das liest. Meistens lege ich(legt Georg) das Manuskript auf den Tisch. Liegt es dann nicht mehr dort, heißt das, es wird gelesen, und zwar meistens im Bett, auf dem Sofa. Dann sagt er(sie) seine(ihre) Meinung. Aufgabenverteilung? Na ja, ich tippe auch die Manuskripte. Dabei gibt es dann auch noch mal eine Überarbeitung des Manuskripts.

Fiktion: In eurem neuesten Buch „Ausgelotet – fiktive Briefe“ geht es, wie der Untertitel schon sagt, um „fiktive Briefe“. Warum glaubst du, sollte sich jemand für fiktive Briefe interessieren?

Ich weiß auch nicht so recht. Viele lesen Briefe, weil sie wissen wollen, wie es wirklich war. Wenn sie nun lesen, dass d i e s e B r i e f e nicht die Wahrheit oder die Wirklichkeit wiederzugeben versprechen, dann werden sie eigentlich in die Irre geleitet. Denn die allermeisten Briefe haben doch einen realen Hintergrund.
So entsprechen die Briefe nicht unbedingt der Lesererwartung.

Und das gilt bis zu einem gewissen Grad auch für den Inhalt. Da gibt es (fast) keinen Mord, keine Verfolgung, kaum Spektakuläres. Obwohl viele, die in unserem Alter sind, das ein- oder andere in der Art im Krieg und in der Nachkriegszeit erlebt haben. Unaufgeregt wirken die Briefe, wie ein Rezensent bemerkt hat ? Langweilig? Nein, Leben ist nie langweilig. Man muss nur genau hinhören, lesen, ...Vielleicht ist es ja auch ‚spannend‘, auseinander zu dröseln, wo die Fiktion aufhört und die sogenannte Wirklichkeit anfängt.


Oder gibt es etwa einen realen Hintergrund?
 
Ja, den gibt es.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, „fiktive Briefe“ zu schreiben?

Briefe haben wir beide ‚schon immer‘ gern geschrieben. Der Verleger hat diese Idee für besser gehalten, als eine Kurzgeschichtensammlung zu veröffentlichen. Es gäbe derer schon so viele....


Gab es dafür eine besondere Inspiration / ein Vorbild?

Werthers Leiden vielleicht, aber nicht bewußt. Auch dort existieren keine Antwortbriefe. Der Freund erfährt nach und nach, was Werther erlebt. 
 
… „Zukunft“: Du hast schon vieles gemacht: Bücher und Kurzgeschichten
 veröffentlicht, Anthologien zusammengestellt und herausgegeben, und, und, und. Gibt es etwas, was du noch gerne machen würdest?


Einen Briefroman vielleicht...
Oder eine Anthologie zur Welt von ‚Frank dem Frager‘. Die Kurzgeschichte wurde erstmalig in ‚Welten voller Hoffnung‘ veröffentlicht. Frank lebt in einer aggressionsfreien Gesellschaft. Er selbst ist das Ergebnis des Genmaterials früherer Zeiten. Probleme sind vorprogrammiert..

Was glaubst du, hält die nahe/ferne Zukunft für dich bereit? Gibt es Hoffnungen/Träume/Wünsche?

Träume? Stelle dir vor, da ruft der Buchhändler oder Verleger an: „Frau Eifert, wir haben alle Bücher verkauft, wir brauchen dringend neue.“
So etwas hält natürlich weder die nahe noch die ferne Zukunft für mich bereit. Vielleicht habe ich im nächsten Leben eine Chance.
Aber nicht die Masse der Leser(Käufer) bringt es. Genau genommen wünsche ich mir am meisten, dass diejenigen, deren Meinung mir wichtig ist, etwas mit meinen, mit unseren Texten anzufangen wissen.


Vielen Dank für das Interview!