Hey du, kannst du nicht hören ?
Keine Reaktion von Kurti, der heute wie gestern und vorgestern sein bekanntes Motz-Muffelgesicht zur Schau trug.
Da war nichts zu machen, auch nicht, als  Peter der Große- schwarzer Bart und grüne Jacke- in der Tür stand, langsam näher kam und sich zu Anja und Kurti an den Tisch am Fenster setzte.
Cola, Pizza, Pommes, das Übliche.
„Hey, du, ich hab' euch was gefragt. Habt ihr vergessen, daß am Samstag die Sonny-Singers kommen? Wann haben wir schon mal sowas  in der Weltstadt D.?-So leicht war Anja nicht zu irritieren. Sie stocherte doch ziemlich lustlos in ihrem schlankmachenden grünen Salat zu 4 Mark 50 herum.  Peter der Große deponierte nur seine grüne  Jacke neben sich auf den Stuhl und hatte offensichtlich nichts mitbekommen.
Dann- nach einer fünf minütigen Pause- oder waren es zehn Minuten ?-kam doch Bewegung in die Herren. Wie auf Verabredung sagten sie unisono und laut:" In d e n Klamotten ?"
„Liebe Anja, du denkst wohl nicht im Ernst, ich geh' in der grünen Jacke, die du neben dir siehst, in die Edeldisco von Freddy? Mein Erzeuger rückt schon seit drei Wochen nichts mehr raus. Ich soll sein  Wohnzimmer tapezieren. Ich!?- Hat er sich gedacht.  Ich hätte ja was bekommen dafür, manchmal rückt der Alte was raus. Aber Null Bock auf der ganzen Linie!, und kein Geld und keine Klamotten und keine Sonny-Singers. Das ist Fakt." So Peter der Große..
Manchmal hatte Peter Moos; dann war was los in Egons Lokalität. Tolle Stimmung  wie letztes Jahr Weihnachten. Peter der große Zahlmeister. Es war voll bis zum Gehtnichtmehr. Damals.
Nun gähnte die Leere. Und lustlos plätscherte das Wasser in die schmutzigen Gläser.
„Ihr seid..."Anja fiel nichts Passendes ein , was in etwa zur Charakterisierung ihrer beiden Kavaliere hätte beitragen können.
...Und dann auf einmal, plötzlich stand die Idee im Raum, breitete sich aus, nahm zu, wurde fett.
Anja total perplex. Ihre Leute am Tisch- nicht wiederzuerkennen!
In kullernden Augen hatten sich kleine Blitze versammelt. Und Kurti-Peter ließen sich wie folgt vernehmen: ‘Alles überhaupt kein Problem. Du brauchst nur...Wir haben das schon x mal gemacht. Die Polente ist doof. Risiko null minus eins." U.s.w.,u.s.w".
Anjas  Augen wurden kleiner. Sie legte ihre Rundbrille zur Seite und sah ins Leere. Dann ihr  Kommentar zu den großen Plänen ihrer männlichen  Begleitung :"Bei euch tickt's wohl nicht richtig. Ihr seid total...Ohne mich, das ist doch wohl klar!"
Total ungerührt betrieben Kurti und Peter ihren Wortwechsel weiter, steckten Köpfe zusammen. Wer , was, wann, wo- wie gesagt, alles kein Problem. Aber Anja stand langsam auf, bewegte sich zur Tür. Unzweideutig.
„Nun mal ganz langsam", Anja spürte den vertrauten energischen Griff von Kurti. „Du weißt doch, ohne dich geht gar nichts auf der Post .Mensch nur noch einmal", so Peter, „das reicht für's erste. Neue Klamotten könntest du auch gebrauchen. Oder meinst du, der Eigenbau-Strick  von Mami wäre das Gelbe vom Ei?
Und dann fahren wir alle drei zusammen nach, nach-?"
Kurti hatte eine Idee: "Nach Kalifornien. Ja, nach Kalifornien. Los Angeles,   Silicon Valley,  Tal des Todes. Wüste, Mammutbäume im Yosemite Park. San Franzisko..."
Kurti - weit weg von von Egons Lokalität."San Franzisko kenn ich ganz gut. Ihr wißt schon, Golden Gate Bridge und so."
Pause.
„Ja, und dann wohnt da Onkel Emil. Ganz große Klasse, kann ich euch sagen. Und wer weiß, vielleicht kriegt das Moos Junge. Onkel Emil kann das."
Ganz versonnen sah Kurt vor sich hin.
Kurti war die Nettigkeit in Person. Nicht wiederzuerkennen. In der Form für Anja unwiderstehlich.
Tja, und das war's auch schon. 
Um viertel nach fünf verließen drei junge Leute in größtem Einvernehmen den gastlichen Raum.

Zwei Tage später schrieb sich ein Bürger aus R. die Nummer eines falschparkenden von weit her angereisten PKW's auf.
Der Postraub wurde Dorfgespräch, und es stand auch in der Zeitung. Kurz nach 18 Uhr war eingebrochen worden. Kurz nach 18 Uhr hatte der Bürger das falschparkende Auto beobachtet. Tatsächlich: Es bestand ein Zusammenhang.
Die Polizei ging dem Hinweis des Bürgers nach , und alles andere war dann nur noch Routine.
Bereits am anderen Tag war zu lesen:
Postraub in R. aufgeklärt. Postangestellte mit von der Partie.