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- AUSBLICK IM SEXTETT -
Verschiedene Autoren
Informationen zum Buch:
Autoren: Marlies Eifert
Rainer J. Hocher
Barbara Jung
Jean-Claude Rubin
Ilona Mayer
Georg Grimm-Eifert
ISBN:
3-937536-85-x
Einband: Paperback
Verlag: U Books
Seiten: 345 Seiten
Umfang: 12x18cm
Preis: 17.90
Euro [D]
Klappen-Text:
„Sechs Autoren halten Ausschau: träumerisch, kritisch, provokativ,
nachdenklich - manchmal alles in einem. Sie halten Rückschau,
Vorschau, Umschau und sind das Abenteuer eingegangen, ihre Gedanken,
Gefühle, Wahrnehmungen zu vernetzen.“
Rezension:
Das gelungene Cover der Anthologie, das in auffallend dunklen Farben
gehalten ist, lässt auf den ersten Blick vermuten, dass es in den
Geschichten der Anthologie mit dem Titel AUSBLICK IM SEXTETT um eher
düstere Motive geht.
Dem ist aber nicht so, soviel darf schon einmal im Vorfeld gesagt
werden.
Die behandelten Themen und Genres könnten unterschiedlicher gar
nicht sein - genau wie die Autoren! Es treffen sechs begabte
Künstler aufeinander und jeder bietet dem Leser einen kurzen
Einblick in seinen ganz eigenen, erzählerischen Kosmos.
Ohne zuviel voraus zu nehmen, darf an dieser Stelle bereits gesagt
werden, dass die Anthologie AUSBLICK IM SEXTETT eine sehr gelungene
Reise durch diese verschiedenartigen, literarischen Universen,
beziehungsweise Geschichten darstellt.
Um der Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Kurzgeschichten und
lyrischen Beiträge gerecht zu werden, soll in der folgenden
Rezension versucht werden, einen kurzen Eindruck zu jedem Text zu
beschreiben, der selbstverständlich ein ganz persönlicher
ist.
Im VORWORT begrüßt Rainer J. Hocher, ein Autor des Sextetts,
den Leser, nimmt ihn helfend an der Hand und erklärt ihm in einer
interessanten Komposition aus sachlichen Informationen/Definitionen und
persönlichen Eindrücken das Konzept der Anthologie.
In der Anthologie selbst, geht es dann wie in einem Gespräch sehr
geordnet zu. Einer nach dem anderen, kommen die Autoren zu Wort und wer
den Einstieg in seine ganz eigene Geschichten-Sammlung - innerhalb der
großen Geschichten-Sammlung - einmal geschafft hat, der darf
natürlich auch zu Ende erzählen, bevor der nächste an
der Reihe ist.
Den Autoren-Reigen eröffnet MARLIES EIFERT, die so manchem durch
ihre zahlreichen Kurzgeschichten-Veröffentlichungen, sowie durch
die Bücher „Rund um den Schlüssel“, „Tunnelfahrten“ und
„Ausgelotet - Fiktive Briefe“ bekannt sein dürfte.
Aufenthalt – In der ersten Geschichte geht es um die Begegnung der
namenlosen Ich-Erzählung mit einem vermeintlichen Mörder auf
einem Bahnhof bei Nacht. Durch die Unmittelbarkeit, welche die
gewählte Erzähl-Perspektive vermittelt, gelingt es dem Leser
rasch und mühelos, sich mit den Gedankengängen, Sorgen und
Ängsten der Erzählerin zu identifizieren. Die unerwartete
Wende am Ende hält dann noch einmal eine große
Überraschung bereit. Was bleibt, ist Nachdenklichkeit …
Biegsame Busse / Ein einzelnes Rad auf der Straße – Zwei lyrische
Beiträge, in unregelmäßigem Versmaß und freier
Reimform verfasst. In ersterem bildeten Schriftbild und Inhalt eine
stimmige Einheit. In letzterem steckt vor allem eines: Hoffnung. Beide
Gedichte lockern die Anthologie nach der ersten, vergleichsweise
tiefsinnigen Geschichte wieder auf und sorgen für Abwechslung im
Schriftbild.
Wie war´s in Florenz? – Eine kurze Urlaubsgeschichte über
„Warnungen“ und „Gutgläubigkeit“, „Courage“ und „Reue“ - eine eher
ungewöhnliche Mischung von bedeutsamen Themen, die es aber
durchaus versteht, den Leser zum Nachdenken zu bewegen. Schade nur,
dass der Titel der Kurzgeschichte im Inhaltsverzeichnis vergessen
wurde.
Tunnelfahrten – Ein längerer, lyrischer Beitrag, sehr realistisch
geschildert und doch mit einer Botschaft zwischen den Zeilen. Wieder
wurde – im Sinne der Intention - auf ein festes Versmaß, sowie
auf ein bestimmtes Reimschema verzichtet.
Verwickelt verzwickt – „Verwickelt verzwickt“ ist nicht nur der Titel
der nächsten Geschichte, sondern auch das ganz alltägliche
Leben der sympathischen Patchwork-Familie, um die sich in der
Geschichte alles dreht. Aber auch Liebesangelegenheiten können
manchmal derart „verzwickt“ sein, dass man sich förmlich darin
„verwickelt“. Eine sehr unterhaltsame Geschichte in kurzen Szenen und
mit einem Epilog. Was bleibt einem danach noch anderes übrig, als
zu sagen: „Es läuft doch richtig gut“.
Hallo Luise – Ein Brief der namenlosen Ich-Erzählerin an „Luise“
in 5 Punkten gegliedert. Etwas, zum Thema „Altwerden“. Durch die
persönlichen Schilderungen der Erzählerin wirkt der
behandelte Stoff allerdings keinesfalls trocken. Gekonnt zieht die
Geschichte den Leser in den Bann!
Lucy – Es folgt eine Mischung aus Briefen und Erzählparts, wobei
die Briefe Peters sich stets mit den Schilderungen der Reaktionen des
Ich-Erzählers, der auch der Leser der Briefe ist, abwechseln. Im
Gegensatz zu den bisher eher Prosa ähnlicheren Geschichten, ist
hier ein Hauch von Phantastik zu spüren. Der konstante Aufbau von
Spannung durch die Briefe und die darauf folgenden Gedanken, Handlungen
und Gefühle des Lesers, erinnern an Werke des großen H.P.
Lovecraft. Als dann die Realität des Brief-Verfassers mit der
Realität des Brief-Lesers zusammenstößt, wird es
richtig aufregend. Bisher die beste Story des Geschichten- Blocks,
nicht zuletzt aufgrund des mystischen Einflusses!
Bilder einer Ausstellung – Eine kurze Szene, in der es um die Kunst
geht; treffend formuliert, die Wirkung wird keineswegs verfehlt. Trotz
der Kürze – oder gerade deshalb – eine sehr einprägsame
Episode.
Liebe auf der Draisine (1) – Den Abschluss des ersten
Geschichten-Blocks bildet die Geschichte mit dem Titel „Liebe auf der
Draisine (1)“ - eine herrliche Geschichte über Liebe, die Zeit und
den Versuch, die Zeit zurück zuschrauben. Ob das gelingt? Lesen
Sie selbst!
Als nächstes tritt RAINER J. HOCHER, den wir bereits aus dem
Vorwort kennen, in den Vordergrund, und erzählt uns seine
Geschichten. Die meisten seiner Geschichten haben Doppel-Titel,
beziehungsweise Untertitel, was schon im Inhaltsverzeichnis vermuten
lässt, dass die Geschichten sich deutlich von den vorangegangenen
und nachfolgenden Storys unterscheiden lassen, genauso wie, die
Geschichten untereinander, aufgrund von verschiedenen Aspekten -
Themen, Sprache, Form, usw. - völlig unterschiedlich sind.
Begegnungen mit Stefan oder Mein altes und neues Denken – Der erste
Text in diesem Geschichten-Block berichtet von dem Treffen des
Ich-Erzählers mit einem gewissen „Stefan Heym“. Die vielen
historischen und gesellschaftlichen Details, mit der die Geschichte
angereichert wurde, wirken leicht erdrückend und verwirrend. An
dieser – der ersten - Stelle dieses Geschichten-Blocks wirkt der Text
etwas deplatziert und ist nicht unbedingt der beste Start.
Wenige Monate vor meiner Ausreise oder Der „Kran“ aus Thüringen –
Eine überaus gelungene, melancholische Kurzgeschichte, die sich
mit der Alkoholsucht und vielen anderen Schwierigkeiten der
arbeitslosen Menschen in der DDR auseinandersetzt. Sprache und Inhalt
verschmelzen zu einer Einheit, auch das Gedicht mit dem Titel „ALKOHOL“
im Herz der Geschichte verfehlt seine Wirkung nicht. Eine durch und
durch gelungene Arbeit, die darüber hinaus einen meiner
Lieblingssätze aus der Anthologie enthält: „Einfache Menschen
setzen bleibende Akzente!“
Kurzzeiterlebnis Falsche oder Whiskey ist dünner als Blut – Durch
die gewählte Erzähl-Perspektive der 2. Person wird der Leser
mit dieser Geschichte direkt angesprochen. Erneut greift der Autor das
Thema „Alkoholismus“ auf, dieses Mal jedoch auf eine ungleich
intensiver wirkende Art und Weise.
Montagearbeiter oder Parodie auf frühere Jahre – Das Highlight
dieses Geschichten-Blocks ist die Studie der menschlichen Gattung der
„Montagearbeiter“! Humorvoll, ironisch, ernst und sarkastisch,
unterhaltsam und warnend wird hier über das Leben, den Alltag und
vieles mehr gesprochen, was den Montagearbeiter vom Rest der Spezies
„Homo Sapiens“ unterscheidet. Klasse!
Hoffnung ist nur ein leeres Blatt Papier – Ein dicht geschriebener,
lyrischer Beitrag, bei dem vor allem die Länge der Zeilen, sowie
die häufigen Zeilensprünge sofort auffallen. Der Autor spinnt
ein Netz aus Fragen, Überlegungen, Sorgen; der Titel ist dabei
stets Programm: „Hoffnung ist nur ein leeres Blatt Papier.“
Alltägliches oder Gegen Rechts – Ein weiterer, lyrischer Beitrag,
diesmal überwiegend im Nominalstil verfasst. Die Thematik wurde
dadurch klar herausgearbeitet. Erschreckend gut gelungen!
Erste Liebe oder Morgentraum – In dieser Geschichte geht es um eine
verlorene Liebe und hier merkt man besonders, wie durch den
Doppel-Titel, beziehungsweise den Untertitel eine zweite, tiefe
Bedeutungsebene in die Geschichte eingeflochten wird; die geschilderten
Geschehnisse werden dadurch nämlich stark ambivalent. Eine
Geschichte, die weit über das letzte Wort hinaus wirkt.
Zwiegespräch oder Einer, der es gut mit mir meint – Eine Briefform
ähnliche Geschichte über eine ganz besondere Freundschaft.
Das Ende neigt wieder zur Melancholie. Dennoch spürt man, mit wie
viel Herz – und Schmerz – dieser Text verfasst wurde.
Die Gewinn-Urkunde oder Kostenlos Mittagessen – Zuletzt serviert uns
der Autor auf seiner Menü-Karte noch eine Geschichte über
„Hoffnung“ und „Glück“. Eine sehr amüsante Story, bei der
warnend der Finger erhoben wird, ohne dass dies jedoch besonders
störend auffallen würde.
BARBARA JUNG ist ein Multi-Talent, besonders, was das Schreiben angeht.
Ob Fantasy oder Science-Fiction, Kinderbuch oder Prosa zum Nachdenken,
Lyrik oder Erotik, in jedem Genre, in jedem Erzähl-Kosmos
fühlt sie sich daheim. Sie ist die dritte im Sextett. Ihre
Geschichten - das darf gesagt werden, ohne dass dadurch etwas verraten
wird - beschäftigen sich vorrangig mit Minderheiten, den Schwachen
unserer Gesellschaft.
Es tut mir Leid – In der ersten Geschichte in ihrem Geschichten-Block
setzt sich die Autorin mit einer gescheiterten Beziehung,
Rassenkonflikten, sowie dem Mitläufer-Phänomen auseinander.
Aus dieser ernsten Thematik webt sie ein sehr eindrucksvolles Gespinst,
das den Leser mitreißt und ihm erlaubt, mitzufühlen.
Spaghetti alla Mafiosa – Bevor bei dieser besonderen Geschichte der
Verdacht aufkommen kann, die Autorin hätte nur ein Klischee an das
nächste gereiht, weiß die Story sich selbst humorvoll auf
die Schippe zu nehmen. Folglich erscheint auch die überraschende
und regelrecht bizarr wirkende Kehrtwende, die die Geschichte gen Ende
beschreibt, keinesfalls gekünstelt oder unverständlich. Es
wird hier einfach mit Vorurteilen und den Erwartungen der Leser
gespielt, wodurch man sich am Ende fragen muss, ob sich alles nur so
entwickelt hat, weil es eigentlich nicht anders kommen konnte …
Pech gehabt! – Der arbeitslose Peter begegnet in einem
Straßencafé dem erfolgreichen Roland … und damit der
Chance seines Lebens! Am gleichen Tag findet auch eine Schwulen- und
Lesben-Parade statt. Ob dieser Umstand Peter einen Strich durch die
Rechnung macht? Lesen Sie selbst! Eine unterhaltsame Geschichte mit
Tiefgang.
Saubere Pfoten – Sehr erzählerisch geht es gleich weiter: Die
Autorin fabuliert von einem notorischen Katzenliebhaber, Cleopatra und
der verschmähten Freundin. Verglichen mit dem lustigen
Ausgangsplot, nimmt die Geschichte ein unerwartetes Ende. Und dann auch
wieder nicht …
Happy Birthday – Die Geschichte „Happy Birthday“ wurde bereits in der
Science-Fiction-Anthologie mit dem Titel „Future World“ des Kölner
Go-Verlags (jetzt: Kleinbuch-Verlag) veröffentlicht, das im Jahr
2004 für den Kurd-Lassnitz-Preis nominiert war. Durch den Einsatz
einer lebensverlängernden Maßnahme, die es Menschen
ermöglicht, 200 Jahre und älter zu werden, entwickelt die
Autorin ein gleichermaßen spannendes, wie auch erschreckendes
Zukunfts-Szenario. Bei dieser Geschichte kommt garantiert keine
Langeweile auf!
JEAN-CLAUDE RUBIN, der Initiator der Anthologie, so könnte man ihn
nennen, wurde in der Schweiz geboren und zeigt sich unter anderem
verantwortlich für einen Kriminalroman, sowie mehrere
Kurzgeschichten. Sein Geschichten-Block beschäftigt sich vor allem
mit den Motiven „Zeit“, „Vergänglichkeit“ und „Tod“. Doch in
seinen Texten gibt es auch „Hoffnung“ …
Die Zeit – Die Kurzgeschichte mit dem Titel „Die Zeit“ ist wie gemacht
dafür, um diesen Geschichten-Block zu eröffnen. Poetisch wird
die „Zeit“ betrachtet, personifiziert, studiert. Ein lesenswerter
Beitrag!
Der Stern, den es nicht gibt – Ein Gedicht, das Mut machen und den
Leser in seinem Glauben bestärken soll. Was dem Autor auch auf
fabelhafte Weise gelingt.
Wind und Wolken – Einem Kind wird der Tod erklärt. Diese
Erklärung wird zum Mittelpunkt im Leben dieses Menschen und
bestimmt sein zukünftiges Denken und Handeln. Sehr gefühlvoll
und einfühlsam geschrieben!
Verlieren / Geklimperzwang – Zwei lyrische Beiträge. Ersterer
besitzt ein verhältnismäßig kurzes Zeilenmaß. Das
Schriftbild verdeutlicht den Inhalt, hebt ihn stärker hervor.
Letzterer zieht vor allem durch das wechselnde Reimschema
Aufmerksamkeit und Interesse auf sich.
Sonne, Erde und Mond – Was wie ein klischeehaftes Gedicht beginnt - „So
warm sind deine Strahlen“ - erhält in der zweiten Strophe eine
völlig neue Betrachtungsperspektive - „Dein Schicksal ist auch
deine Pracht“. Eine überraschende Wort-Komposition, die einen
Blick hinter den trügerischen Schein wirft.
Tausend Gesichter – Durch Wort-Wiederholungen wird bei diesem lyrischen
Beitrag ein dichtes Netz aus Gefühlen, Eindrücken,
Beobachtungen gesponnen. Die gedrängte Sprache verstärkt dies
noch.
Wochenende – Das Sahnehäubchen dieses Geschichten-Blocks! Ein -
mit einem deutlichen Schmunzeln erzählter – lustiger Text
über einen absolut strukturiert denkenden und handelnden
Workaholic, der es nicht abwarten kann, bis es endlich Wochenende ist.
Wie das zusammenpasst, fragen Sie? Lesen Sie selbst!
Der fünfte Schlüssel am Bund – Eine Geschichte mit mystischem
Einfluss über einen Schlüssel ohne Tür.
Schaueratmosphäre pur!
Meine Mutter – Eine Art Nachruf, so scheint es; melancholisch, traurig.
Hier wurde gut mit Stimmungswörtern und wirkungsvollen
Formulierungen gearbeitet.
Die schwarze Witwe oder Neugier ist eine schlimme Krankheit – Eine
gelungene Satire über die kleinen Geheimnisse der Menschen, ihre
krankhafte Neugier und ihre zweitschlimmste Krankheit - ihre Feigheit.
Sinn und Unsinn oder Zweck und Unzweck – Ein leider viel zu kurzer
Text, was allerdings zum Inhalt der Short-Story passt. Sicher einer der
besten Beiträge dieses Geschichten-Blocks, wenn man den doppelten
Boden versteht.
Selbstmord – Die Thematik, die schon im Titel genannt wird, wurde
emotional und sehr einprägsam behandelt. Bestimmt nicht zu Unrecht
ist dieser lyrische Beitrag auch der letzte Text in diesem
Geschichten-Block. Ein Thema, das den Leser nachdenklich macht und
über den Block hinaus beschäftigt.
Mit ILONA MAYER meldet sich nach zwei männlichen Autoren wieder
eine Autorin zu Wort, die erst vor kurzem ihr Literatur-Debüt mit
dem Roman „Abgeschaltet“ gegeben hat. Beziehungen, alte und neue
Lieben, das sind Motive, die sie in den Texten ihres Geschichten-Blocks
verarbeitet hat.
Die Entscheidung – Eine Geschichte über ein gescheitertes Paar,
das wieder aufeinander trifft. Die Momente, Gefühle,
Eindrücke wurden von der Autorin nachfühlbar eingefangen.
Ohne dich – Ein 8-zeiliges Gedicht, das viel Raum für
Interpretationen offen lässt, was sicher auch von der Verfasserin
so gedacht war.
Der Fotograf – Das unwirklich erscheinende Treffen des Fotografen mit
der „schönen Blonden“ - eine nette, kurze Story mit einem breit
grinsenden Schluss.
Herbstfarben – Ein lyrischer Beitrag, der mit Farbeindrücken
spielt.
Der letzte Tanz – Diese kurze Geschichte erzählt vom Schicksal
einer Verlassenen und erhält mit dem Wort
„Herbstsonnenuntergangsstimmung“ wohl das interessanteste Kompositum
der Anthologie. Das schöne Ende sorgt für einen runden Text.
Danach – Ein 7-Zeiler über eine glückliche Frau nach der
Trennung. Wie bereits in der vorangegangenen Geschichte „Der letzte
Tanz“ eine ganz andere Darstellung von Trennungsgefühlen, wie zum
Beispiel in dem Gedicht „Ohne dich“.
Der Fischverkäufer – Eine wundervolle Anekdote über einen
Fischverkäufer und seine beste Kundin.
Danke – Noch ein 8-zeiliger, lyrischer Beitrag und wieder ein anderes
Bild nach der Trennung. Wieder ein neuer Eindruck, der hier in Worten
konserviert und festgehalten werden konnte.
Agathon – Eine Geschichte über die Wiedervereinigung und den
Ausbruchsversuch einer Frau aus ihrer privaten Welt, die den Leser
nicht unberührt lässt.
Verlassen – Zum Abschluss gibt die Autorin noch einen 6-Zeiler zum
Thema „Trennung“ zum Besten.
Durch die zwischen geschobenen Gedichte, die sich in (optisch,
stilistisch) ähnlicher Form, mit verschiedenen Erscheinungs-Formen
desselben Motivs auseinandersetzen, wirkt dieser Geschichten-Block in
sich stimmig, geschlossen und bildet eine solide, literarische Einheit.
GEORG GRIMM-EIFERT, der sich auch für die ansprechenden Grafiken
verantwortlich zeigen darf, die den Erzähl- & Reim-Fluss der
Autoren angenehm auflockern, bildet das letzte Glied in der Kette des
Autoren-Sextetts. Seine literarische Welt ist der letzte
Geschichten-Block, dem wir uns nun zuwenden werden.
Paris Zwei Berichte – Zwei kurze Anekdoten, die dem Leser in einer
interessanten Dialogform nahe gebracht werden. Zwar kommen die
Geschichten etwas zu kurz, dafür ist der angewandte Stil
äußerst interessant.
Der Barcelona-Kick – Eine Touristengruppe dringt in die Welt der Sinti
& Roma ein. Neben der Geschichte berichtet der Erzähler von
seinen Eindrücken während dem Schreiben und
Veröffentlichen. Eine ungewöhnliche und doch gelungene
Mischung!
Quer gestellt – Herr Schöllknopfs Mittel an einen journalistischen
Artikel zu kommen sind gleichermaßen erschreckend, wie auch
faszinierend. Eine spannende Geschichte mit einem deutlichen Wink an
die Welt der Medien.
Am Wasser – Ein lyrischer Beitrag mit vielen Metaphern und
Personifikationen. Die Eindrücke des Szenarios „Am Wasser“ wurden
sehr schön eingefangen.
Zauber des magischen Auges – Die, bei weitem, beste Geschichte dieses
Geschichten-Blocks! Ein aufregender Plot, der an die japanischen
„RING“-Filme erinnert und doch mit einem Augenzwinkern erzählt
wird. Großes Kompliment!
Unterhaltungen zwischen Ausstellenden – Das Gespräch zweier
Ausstellender; kurzweilig geschrieben und doch mit einer ernsten Kritik
an Juroren, Wahlen und Ausstellungen.
Davon rollt dieser Augenblick – Ein Gedicht ohne Reimschema, in dem
gehäuft Synästhesien vorkommen. Die Wahrnehmung scheint
verwirrt; Farben, Gerüchte und vieles mehr verschwimmen und formen
eine neue Welt. Ein ungewöhnliches Lese-Erlebnis …
Ornament – Kurze Satzfragmente, eine abgehackte Sprache und andere,
sprachliche Mittel wurden benutzt, um dem lyrischen Beitrag „Ornament“
seinen ganz eigenen Scharm zu verpassen.
Reiseerinnerungen – Jenseits der Elbe – Eine Hommage des Autors an die
Stadt Dresden.
Reise an die Weinstraße und ihre Folgen – Zum Abschluss des
Geschichten-Blocks, sowie der Anthologie, trägt der Autor einen
enorm vielschichtigen Text vor. Was beginnt, wie ein Tagebuch-Eintrag,
wird bald zu einer komplizierten Beziehungs-Geschichte. Am Ende darf
noch ein Künstler, Pauvre Pavarotti, eine Kostprobe seiner
Erzählkunst zum Besten geben. Damit endet die Geschichte, die sich
mit vielen verschiedenen, gesellschaftlichen Aspekten auseinandersetzt.
In der Anthologie AUSBLICK IM SEXTETT folgen Informationen ÜBER
DIE AUTOREN, auf die an dieser Stelle nicht genauer eingegangen wird.
Allerdings sind die Kurz-Biografien, falls man sie so nennen mag, oder
Vitas, das scheint der passendere Ausdruck zu sein, sehr lesenswert und
lassen schon so manche Parallele zwischen dem wahren Leben der Autoren
und ihren Geschichten vermuten.
Alles in allem kann man sagen, dass die Versprechungen aus dem
Klappentext allesamt erfüllt wurden. In der Anthologie AUSBLICK IM
SEXTETT blicken sechs Autoren in die Vergangenheit, die Gegenwart und
die (gedankliche) Zukunft.
„Träumerisch, kritisch, provokativ, nachdenklich – manchmal alles
in einem“. Die Texte sind sehr abwechslungsreich, manchmal kurz,
manchmal lang. Es gibt unterschiedliche, lyrische Beiträge und
Geschichten in den verschiedensten Genres, Erzählperspektiven,
-techniken und vieles mehr.
Um wieder zum Klappentext zurückzukehren: „Die Autoren halten
Rückschau, Vorschau, Umschau und sind das Abenteuer eingegangen,
ihre Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen zu vernetzen“. Dadurch ist
ein dichtes Netz entstanden, ein Netz mit vielen
(Deutungs-/Interpretations-) Ebenen, Querverweisen und Anspielungen.
Insgesamt ein lesenswertes Werk, das in allen Bereichen – Lyrik, Prosa,
Grafik – zu überzeugen weiß.