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Gedichte gegen den Krieg
 
Sarajeevo!

Rainer R. Hocher

Mein Fenster wirft ein Viereck Licht
in die schwarze Nacht, und lässt mich vergessen
dass am hellen Tag
Tiefflieger unsere Mauem erzittern ließen
und die Gläser im Schrank bewegt
in die Kriegshymne einstimmten. Schillernd
tanzte das Kristall im Vibrator-Takt der Kampfflugzeug -Düsen. 
Leider hörten es die Kameraden oben nicht bei ihrem Auftrag,
das jahrelange Weinen zu mehren auf dem zerteilten Balkan,
wo einst Sportler um Siege rangen und nun mit
blanken Messern morden!
An rostigen Wassertanks lechzen weingewohnte Kehlen 
vergeblich nach Frieden, dem Wasser des Lebens.
Ein alter Feldmarschall trinkt einen langen Zug vom Ersatzstoff 
und erinnert sich zweier Kriege:
Marschieren, marschieren, auch wenn wir  verlieren...
Wir als Verbündete legen schon Kleider- und Geldspenden beiseite 
für die Zeit nach dem bevorstehenden Völkergemetzel!

Morgen, wenn es Tag wird, werden sie vielleicht wieder fliegen 
und meine Gläser im Schrank tanzen lassen,
aber irgendwann kann es auch sein, dass die schwarze Nacht kein 
Viereck Licht mehr erhellt
und wir alle am europäischen Dunkel ersticken.